Kurzgeschichte von Isabella Hense Mit klopfendem Herzen ging ich zielstrebig auf die Eingangstür des Flughafens zu. Bevor ich sie öffnete, fiel mir ein, noch schnell die Maske aufzusetzen. Ich konnte mein Glück immer noch kaum fassen; zu Beginn der Ferien war es unklar, ob mein Flug überhaupt stattfinden kann, doch vor zwei Wochen kam dann die Bestätigung!
Durch den fast menschenleeren Flughafen zu gehen, war sehr merkwürdig. Die
wenigen Menschen, die mir entgegenkamen, hatten nach Vorschrift eine
Maske auf und hielten sich nie länger an einer Stelle auf, um möglichst isoliert zu bleiben. Merkwürdigerweise habe ich mich bei meinen Reisen in erster Linie immer auf den Flughafen gefreut. All die verschiedenen Menschen zu sehen, in den überteuerten Shops zu stöbern und das stundenlange Warten.
Da ich den Online-Check-in genutzt habe, konnte ich mich in Ruhe auf einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten gemütlich machen. Während ich an dem Iced
Caffe, den ich gerade gekauft habe, nippte, holte ich meine Kopfhörer aus der Tasche und steckte sie in mein Handy. Zufrieden sah ich mich um und
entdeckte einen Laden, der kleine Anhänger, Bücher und Zeitschriften
verkaufte. Da ich noch fast eine Stunde bis zum Boarding hatte, entschloss ich mich, nach einem neuen Buch für meinen Urlaub umzusehen. Allerdings
konnte ich den Laden noch nicht sofort betreten, da zu viele Menschen drin
waren. Nach ein paar Minuten haben einige Passanten den Laden verlassen und ich konnte ihn betreten. Ich musste mir zunächst wieder die Hände desinfizieren. Inzwischen gelangweilt stöberte ich zwischen den Thriller-Bestsellern umher. Die Geschichten ähnelten denen, die ich schon gelesen hatte, zu sehr. Im Endeffekt entschied ich mich für einen eher unscheinbar aussenden
Psychothriller. Als ich bezahlte, lief auf dem kleinen Bildschirm über der Kasse ein Nachrichtensender, der über die internationale „Black Lives Matter" - Bewegung berichtete und dabei die zahlreichen Demonstrationen aus den USA zeigte.
Zum bestimmt tausendsten Mal suchte ich im Internet nach meiner Unterkunft
und meinem Reiseziel. Meine Vorfreude wuchs. Ich war noch nie so weit geflogen. Und ich war noch nie alleine geflogen. Es hatte zwar monatelange
Überredungskunst gekostet, doch schließlich haben mir meine Eltern die
Erlaubnis gegeben, meinen Traum zu erfüllen. Vielleicht war jetzt mit Blick auf die Coronakrise nicht der richtige Augenblick, doch der könnte nie kommen. Vor ungefähr einem Monat - nach einem ereignisreichen Schuljahr - haben die Sommerferien angefangen, doch für mich begannen sie erst jetzt.