Wenn ein Mädchen den Traum von vielen Jungen lebt
7x auf den Oberschenkel, 7x in die Hände, 3x auf den Oberschenkel, 3x in die Hände, 1x auf den Oberschenkel und 1x in die Hände, dann durcheinander klatschen und so laut wie möglich rufen:„FCI, Bulldogs, Hu auf geht’s Mädels“. Das ist das Ritual der Mannschaft von Miriam Kreft. Die junge Fußballerin spielt als Torhüterin in der U17 des FC Iserlohn 46/49, der für seine exzellente Nachwuchsförderung bekannt ist. Dort spielt sie zusammen mit ihrer Mannschaft in der Süd-Südwest Bundesliga. In dieser Altersklasse gibt es im Fußball zwar Ligen, jedoch im Gegensatz zum Profibereich eine gestaffelte Bundesliga, da man den jungen Spielerinnen keine weiten Wege zumuten möchte. In jeder „Staffel“ spielen jeweils 12 Vereine.
Für Miriam Kreft hat der Fußball eine große Bedeutung. Er nimmt einen großen Teil ihres Lebens ein und ist trotzdem eine „Entspannung zum Alltag“. Fußball spielt sie, seit sie laufen kann. 2008 ist sie dann mit vier Jahren in einen Verein eingetreten. Aufgrund ihrer Größe spielte sie von Anfang an auf der Position der Torhüterin. In der Saison 2016/2017 wechselte sie dann zum FC Iserlohn um höherklassig zu spielen. In genau dieser Saison stieg die Mannschaft von der Regionalliga in die Bundesliga auf. Sie ist zwar Teil der Aufstiegsmannschaft, der DFB hat sie jedoch in der fraglichen Saison aufgrund ihres Alters noch nicht spielen lassen. Seitdem ist viel passiert. Preisverleihungen, Pokalsiege, Meistertitel, Freundschaftsspiele und Reisen in andere Länder. 2018 flog Miriam zum Beispiel nach Barcelona zu einem internationalen Turnier, das die U17 für sich entscheiden konnte.
Dieser Sieg zählt zu Krefts größten Erfolgen im Fußball, auf die sie auch sehr stolz ist. 2019 reiste sie dann wegen eines Lehrganges der Westfalenauswahl nach Lissabon, um dort gegen die portugiesische Nationalmannschaft zu spielen. Die Westfalenauswahl ist die Vorstufe zur Nationalmannschaft. Das Spiel gegen Portugal konnte ihre Mannschaft für sich entscheiden. Der Tag des Spiels war besonders, da das Spiel an Krefts 15. Geburtstag war. Kurze Zeit später spielte die Sportlerin mit der Westfalenauswahl dann auch noch siegreich gegen die Niederländische Nationalmannschaft.
Doch solche Erfolge kommen nicht von ungefähr. Kreft trainiert sehr viel. Doch wer trainiert, der verletzt sich leider auch. „Man hat immer ein paar kleine Verletzungen, wie gebrochene Zehen, Kapselrisse, Gehirnerschütterungen etc.“ Doch diese Verletzungen sind Teil des Sports. Um solchen Verletzungen so gut wie möglich vorzubeugen oder sie wenigstens nicht zu verschlimmern, tapen sich die Spielerinnen vor jedem Spiel so gut wie möglich. Doch so glimpflich geht es leider nicht immer aus. Miriam hatte schon einen gebrochenen Arm, einen Bänderriss im Fuß und eine schwere Knieverletzung im letzten Jahr, auf die ein halbes Jahr Ausfall und immer noch Beschwerden beim Laufen folgten.
Doch auch wenn sie den Sport sehr liebt, ist der Profi-Traum für die Jugendliche irgendwann „unrealistisch“ geworden. Leitungsmäßig, aber auch vom Druck her, von dem sie denkt, dass er zu hoch für sie ist. Geld verdient sie mit dem Fußball übrigens nicht, auch wenn sie in der Bundesliga spielt. Zum Vergleich berichtet sie: „Gleichaltrige Jungen verdienen in meinem Alter in der zweitniedrigsten Liga schon Geld und Jungs in der Junioren-Bundesliga verdienen schon mehrere Tausend Euro monatlich“. Auch wenn Miriam Kreft die Position der Frauen im Fußball ungerecht findet, geht es ihr bei dem Sport nicht ums Geld, sondern um den Spaß. Dieses Jahr wird leider das letzte Jahr für sie in der Bundesliga sein. Danach möchte sie sich in Ruhe auf ihr Abitur vorbereiten und in die Freiwilligen Feuerwehr eintreten. Nach der Schule möchte sie dann Feuerwehrfrau werden. Doch auch wenn Miriam Kreft dann erst mal mit dem Fußball aufhört, wird er trotzdem immer ein Teil ihres Lebens bleiben.
Von Karina Sinn