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Aufklärung über Suchtmittel ohne erhobenen Zeigefinger

Aktion „KlarSicht“ kommt bei der Jugend gut an

Elterninteresse – Fehlanzeige! Haben die Erziehungsberechtigten von Dörverdener Jugendlichen wirklich so wenige Probleme, was den Umgang ihrer Kinder mit legalen Drogen, mit Alkohol und Tabak, angeht?

Diese Frage tauchte unwillkürlich auf, betrachtete man die Resonanz auf den Eltern-Informationsabend, zu dem die Jugendschutzbeauftragte des Landkreises, Heike Nodorp, und die Dörverdener Schulsozialarbeiterin, Beate Strohmeyer, im Rahmen von „KlarSicht” eingeladen hatten.

Zwei Tage war der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelte und von zwölf Moderatoren von „KlarSicht“ und Kreisbehörde begleitete Mitmach-Parcours in Kochs Hof aufgebaut, um Schülern aus Dörverden und Verden auf interaktive Weise Informationen zu den Suchtstoffen zu vermitteln und Grundlagen zu geben, eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen.

Und anders als bei den Eltern war das Interesse der Jugendlichen groß. Insgesamt haben rund 170 Schüler der Jahrgänge 7 bis 10 die Stationen des anschaulich aufbereiteten Parcours durchlaufen und wichtige Informationen darüber erlangt, welche Gefahren durch den Konsum von Tabak und Alkohol drohen.

Parallel dazu wurden durch verschiedene Methoden in der Gesprächsführung auch bestimmte Aspekte, wie etwa der Gruppenzwang, thematisiert, der bestimmt eine wesentliche Rolle dabei spielt, ob Heranwachsende den Verlockungen widerstehen oder nicht.

„Klatsch ab“ – das klappt mit Rauschbrille eher so mittelgut.
 Highlight für die Teilnehmer waren die Stationen, an denen sie die Auswirkungen von Sucht- beziehungsweise Genussmitteln auf den eigenen Körper austesten konnten. Etwa beim Tragen der Rauschbrille. „Das ist der Hammer“, meinte Timo, Schüler der Klasse 9, als der bereits am frühen Vormittag „betrunken“ durch die Diele in Kochs Hof taumelte. Er schien ein wenig orientierungslos, hielt nur mit Mühe die Spur und hatte Probleme, beim Abklatschen die Hand des ihm gegenüberstehenden Mitschülers zu treffen.

Natürlich waren weder der 15-jährige noch andere Mitschüler wirklich betrunken. Durch die Brille wurde die Blutalkoholkonzentration von 1,3 Promille nur simuliert und dadurch dem Träger ein Eindruck davon vermittelt, welche Auswirkungen Alkohol auf Wahrnehmung und Reaktionsvermögen hat. „Alle sind gut bei der Sache und machen mit“, freute sich Heike Nodorp.

Der Parcours komme ohne den erhobenen Zeigefinger aus. „Wir wollen die Schüler sensibilisieren und auf die Folgen von Alkohol- oder Tabakmissbrauch auf ihren jungen Körper hinweisen“, fügte Nodorp hinzu. Der Parcours werde ständig aktualisiert, so auch mit Infos über die sich immer weiter verbreitenden elektronischen Zigaretten oder Wasserpfeifen, die Shishas, die bei der jungen Klientel zurzeit mega-cool seien.

© Kreiszeitung vom 18.06.2018