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Bloß nicht vor der eigenen Tür

Zehntklässer diskutieren mit politisch Verantwortlichen über Wege aus der Klimakrise

„Fridays for Future“ mal anders und vor Ort: An der Aller Weser Oberschule in Dörverden hat es mehrere Aktionstage unter dem Motto „Klimaschutz – Wir machen mit“ gegeben. Jetzt wurden die Ergebnisse bei einem „Tag der offenen Tür“ öffentlich präsentiert. Schülerin Nele Dehmke moderierte die Podiumsdiskussion mit Zehntklässlern, dem Europaabgeordneten Sven Giegold, der SPD Landtagsabgeordneten Dörte Liebetruth und dem Dörverdener Bürgermeister Alexander von Seggern. Diskutiert wurden globale und lokale Themen, die von der Wegwerfgesellschaft über Brennstoffzellen als Antriebsform, bis hin zum schlechten Angebot des Nahverkehrs im ländlichen Raum reichten.

Klima-Diskussion: Sven Giegold, Dörte Liebetruth und Alexander von Seggern auf dem Podium.
Foto: Niemann

Im Rahmen der Aktionstage wollten sich Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen nicht nur theoretisch mit den Themen Klimaschutz, E-Mobilität, plastikfreier Umwelt oder dem eigenen ökologischen Fußabdruck beschäftigen, sondern auch ganz konkret denjenigen auf den Zahn fühlen, die sie als mitverantwortlich für ihre Zukunft ansehen. Zur Freude der Schüler fand ihr Anliegen Gehör.


Im Rahmen der Aktionstage wollten sich Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen nicht nur theoretisch mit den Themen Klimaschutz, E-Mobilität, plastikfreier Umwelt oder dem eigenen ökologischen Fußabdruck beschäftigen, sondern auch ganz konkret denjenigen auf den Zahn fühlen, die sie als mitverantwortlich für ihre Zukunft ansehen. Zur Freude der Schüler fand ihr Anliegen Gehör.

„Warum hat die Politik so lange gebraucht, gegen den Klimawandel vorzugehen“, lautete eine von vielen Fragen, die teils auch kontrovers debattiert wurden. „Der Ernst der Situation sei vermutlich allen bewusst“, sagte Giegold, der mehrfach das Verhalten von Lobbyisten kritisierte. Als eines von vielen Beispielen wies Giegold hier auf die EU-Klimaschutzoffensive Green Deal hin, die brandaktuell ausgerechnet Peter Altmaier, der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, sabotiere. „Altmaier fordert, die Autoindustrie aus der Abgasdebatte zunächst einmal herauszuhalten“, sagte Giegold, der an weiteren Beispielen die Wirtschaftsinteressen der Großen und Mächtigen und deren Strategien Veränderungen auszubremsen oder gar zu verhindern deutlich machte. „Wir alle wollen etwas verändern, jedoch nicht vor der eigenen Tür. Die großen Wirtschaftsunternehmen setzen alles in Marsch, um für sie nachteilige Entwicklungen zu verhindern.“

Liebetruth betonte unter anderem, dass Klima- und Umweltschutz sehr wichtige Themen für ihre Partei seien. Und dass es zwingend alternative Energien brauche. Doch viele Bürger wollten keine Windkraftanlagen vor dem eigenen Haus. Die Landtagsabgeordnete sagte außerdem, dass es für das Voranbringen von Veränderungen auch politische Mehrheiten bräuchte. „Bei der Umsetzung klimapolitischer Ziele müssen alle mitziehen.“ Sie verwies außerdem auf den Stopp der Erdgasbohrungen in Völkersen oder auf die drei Bürgersolaranlagen, die in der Gemeinde Dörverden in Betrieb sind. Dies zeige, dass man auch in kleinen Schritten Gehör finden und etwas erreichen könne.

Bürgermeister von Seggern sprach vom veränderten Bewusstsein in der Bevölkerung. „Wir haben endlich bemerkt, dass wir etwas tun und dass wir uns bewegen müssen. Für den Bürgermeister sind es gute Signale, die von Fridays for Future ausgegangen sind. „Es geht jetzt nicht mehr um die Frage, ob wir etwas tun wollen, sondern, dass wir etwas tun müssen“, sagte er

Am Ende wurden die Podiumsgäste mit viel Beifall verabschiedet und die Zehntklässler und ihre Lehrkräfte Lisa Tebben und Jörg Suckow bedankten sich für die konstruktive Diskussion. Auch wurden die Schülerinnen und Schüler ermuntert, sich doch selber politisch zu engagieren, da dies ein wichtiger Beitrag für die Demokratie sei, die junge aktive Menschen brauche. Nach ihrem Eindruck befragt, fanden die meisten der jungen Teilnehmer die Diskussionsrunde zwar gut, hatten aber dennoch Zweifel, dass ihre Sorgen und Forderungen Gehör bei den verantwortlichen Stellen finden.

© Kreiszeitung vom 09.02.2020