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„Das ganze Thema kommt einem näher“

Musiktheater: Dörverdener Jugendliche spielen
die Geschichte der Comedian Harmonists

Es wird fleißig geprobt, gesungen und über die Kostüme diskutiert: Bis zur Aufführung des Theaterstücks „Comedian Harmonists – Die musikalische Geschichte“ im Kulturgut Ehmken Hoff in Dörverden sind es zwar noch knapp sechs Wochen, doch bei den Zehntklässlern der Oberschule Dörverden macht sich bereits langsam Lampenfieber breit.

Insgesamt sind mehr als 50 Schüler in das Theaterprojekt involviert, in das sie ein hohes Maß an Freizeit investieren. 35 von ihnen stehen unter Regie von Lehrer Jörg Suckow und Lehrerin Nathalie Schmidtmeyer auf der Bühne, während andere sich um Bühnenausstattung, Technik oder Maske kümmern.

Ganz entspannt: Vor den Proben machen die Jugendlichen Lockerungsübungen. Insgesamt sind am Musiktheaterprojekt rund 50 Schüler beteiligt, 35 von ihnen stehen auf der Bühne, die anderen engagieren sich im Hintergrund. Die Aufführungen finden am 4. April im Ehmken Hoff statt.

Das von den Lehrkräften und Schülern gemeinsam entwickelte Stück erzählt die Geschichte der Musikgruppe Comedian Harmonists und spielt Ende der 1920er-Jahre. Es beginnt mit der Gründung der historischen Boygroup durch Harry Frommermann, erzählt von seiner Suche nach Mitstreitern für ein Vokalensemble, vom Casting der Bewerber, von Proben und Misserfolgen, bis sie endlich mit Titeln wie „Mein kleiner grüner Kaktus“ oder „Veronika der Lenz ist da“ weit über Deutschland hinaus Erfolge feiern. Doch der Triumph währt nicht lange: Bereits 1935 erhalten die Comedian Harmonists von den Nazis ein Auftrittsverbot, da drei der sechs Mitglieder jüdischer Abstammung sind.

Für das Skript haben die Schüler umfassend im Internet recherchiert. Zuvor hatte nämlich noch keiner von ihnen etwas von der Vokalgruppe gehört, geschweige denn, ihrer Musik gelauscht. „Es war anfangs schon komisch, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt“, erzählt einer der Schüler. Die Lieder – es sind sechs an der Zahl – singen die Schüler selbst. Aufgeregt seien sie schon, sagt Leon, der einen der Sänger spielt.

Doch trotz aller Nervosität sind sich alle einig, dass nicht nur die Vorbereitungsarbeit viel Spaß macht, sondern auch das Thema Nationalsozialismus dadurch eine ganz andere Bedeutung bekommen hat. „Man ist schon froh, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben. Das ganze Thema kommt einem schon näher“, sagt Julian.

Suckow lobt sowohl des Interesse als auch die Entwicklung, die die Beteiligten binnen kurzer Zeit gemacht haben. „Sie bringen sich sehr stark, glaubhaft und motiviert ein“, sagt der Lehrer und dass sich eine gute Dynamik entwickelt habe. „Ich bin wirklich begeistert, wie gewissenhaft alle mitarbeiten.“

In das Lob des Kollegen stimmt Nathalie Schmidtmeyer ein, die als Musiklehrkraft mit den Schülern die Stücke erarbeitet. Sie lobt zudem die große Bereitschaft der Beteiligten, so viel Freizeit in das Kulturprojekt zu investieren.

Während zurzeit noch ohne technische Verstärkung geprobt wird, freuen sich die Beteiligten schon auf eine professionelle Ausstattung mit Headset-Mikrofonen und weiteren technischen Geräten. Diese konnten durch eine großzügige Unterstützung der Lokalen AG vom Schulverein Dörverden angeschafft werden, der das Projekt ebenfalls maßgeblich unterstützt. Ein Dank gehe außerdem an das Team vom Ehmken Hoff, durch das das musikalische Theaterstück ein passendes Ambiente erhält.

Am Donnerstag, 4. April, findet vormittags eine Schülervorstellung und abends eine öffentliche Aufführung statt. Der Beginn wird noch bekannt gegeben. Der Eintritt ist frei.

© Kreiszeitung vom 22.02.2019