Parabelflug und Mondmission – DLR-Mitarbeiter besucht das CGH
„Wie fühlt es sich eigentlich an, schwerelos zu sein?“ Auf diese Frage konnte Frank Fischer, der Leiter des DLR_School_Labs in Braunschweig, den Schülerinnen und Schülern des Christian-Gymnasiums Ende April eine Antwort aus erster Hand geben. Mit viel Begeisterung berichtete er von seinen eigenen Erfahrungen bei „Zero G“ und stellte anschließend noch den aktuellen Stand der geplanten Rückkehr der Menschheit zum Mond vor.
Frank Fischer leitet das DLR_School_Lab am Braunschweiger Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (kurz
DLR). Es richtet sich mit zahlreichen Workshops zum Thema Luft- und Raumfahrt an Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse.
Von z.B. Experimenten im Windkanal oder im Flugsimulator bis hin zu einem virtuellen Besuch der Internationalen Raumstation ISS
ist alles dabei. Als Mitarbeiter des DLRs, das sich an 30 Standorten in Deutschland mit verschiedenen Aspekten zu den Themen Luft-
und Raumfahrt, Verkehr, aber auch Energie, Sicherheit und Digitalisierung beschäftigt, durfte Herr Fischer aber auch selbst schon
einmal erleben, wie sich Schwerelosigkeit eigentlich anfühlt. Denn 2021 nahm er an einem sog. Parabelflug teil. Von seinen
Erlebnissen dabei berichtete er nun mit viel Humor und spürbarer Begeisterung.
Bei einem Parabelflug fliegt ein speziell umgebautes Flugzeug zunächst horizontal, steigt dann stark an, reduziert vor dem Erreichen des höchsten Punktes die Geschwindigkeit und bewegt sich anschließend steil nach unten. In der dabei dann etwa 20 Sekunden andauernden Phase der Schwerelosigkeit werden dann u.a. Experimente erprobt, die Astronauten auf der ISS durchführen sollen oder neue Materialien getestet. Das ist aber nichts für schwache Nerven, den zu Beginn und am Ende einer Parabel erfahren diePassagiere bis zu dem Zweifachen der normalen Erdbeschleunigung. In der Regel werden auch mehrere dieser Parabeln hintereinander geflogen. „Bei dem andauernden Wechsel kann einem schon mal übel werden. Ich habe das zum Glück aber gut verkraftet.“, berichtete Herr Fischer.
Er beschrieb die nötigen Schritte bis zum Start, erklärte, warum sich manche Kuscheltiere als Indikatoren für Schwerelosigkeit besonders gut eignen und zeigte in einem kurzen Video auch, was passiert, wenn ein Wissenschaftler mal vergisst, sich richtig „anzuleinen“ – zum Glück gibt es für diesen Fall das Bordpersonal, das einen auch in der Schwerelosigkeit wieder „einfangen“ kann!
Die Teilnahme an einem Parabelflug ist übrigens auch als Privatperson möglich – das „Ticket“ kostet allerdings einen mittleren
vierstelligen Betrag.
Im Anschluss an diesen lebendigen Erlebnisbericht hielt Herr Fischer gleich noch einen zweiten Vortrag, dieses Mal zu den vergangenen und aktuell geplanten Reisen der Menschheit zum Mond. Er gab den Schülern zunächst einen Überblick über die bisherigen Missionen und darüber, was alles nötig war, bis das erste Mal ein Mensch Schritte auf einem fremden Himmelskörper tun konnte. Er erklärte aber auch, wie die vergangenen Mondmissionen auch ganz konkrete Folgen für das Leben auf der Erde hatten: So sind z.B. Rettungsdecken und Akkuwerkzeuge Dinge, die für den Besuch des Erdtrabanten entwickelt wurden, inzwischen aber fester Bestandteil des alltäglichen Lebens sind.
Knapp 50 Jahre nach den Apollo-Missionen startete neben den Mondmissionen anderer Länder 2019 auch das Artemis-Programm, die Rückkehr der Menschheit zum Mond. Nach ersten Raketentests ist 2025 ein bemannter Vorbeiflug am Mond geplant, ein Jahr später sollen dann zum ersten Mal nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Menschen den Erdtrabanten betreten. „Die Apollo-Generation hat die Tür zum Weltall aufgestoßen, jetzt ist es die Aufgabe der Artemis-Generation die „Straße ins All“ zu bauen“, zitierte Fischer dazu. Am Ende gab er noch einen kurzen Ausblick zu möglichen Reisen zum Mars bzw. zu bestehenden Ideen, den „roten Planeten“ sogar zu besiedeln. Die geplanten Mondmissionen sind auch als erster Schritt dazu gedacht, denn Fragen wie die dauerhafte Versorgung mit Lebensmitteln oder langfristige medizinische Folgen vom Leben bei anderer Schwerkraft sollten dazu zunächst an einem vergleichsweise „benachbarten“ Ort wie der Mondoberfläche geklärt werden. verstärkt neue Raketentriebwerkwerke entwickelt und im Betrieb eingeführt, die als Treibstoffkombination flüssigen Sauerstoff und flüssiges Methan verwendet. Dieses mit Erdgas vergleichbares Gemisch ist zwar nicht das effizienteste Treibstoffkombination, beide Bestandteile könnten aber aus auf dem Mars natürlich vorkommenden Ressourcen perspektivisch gewonnen werden und so den Rückflug auf die Erde hinsichtlich des Aufwands des Treibstofftransports deutlich vereinfachen. Außerdem ist diese
Treibstoffkombination Vorteilhaft im Hinblick auf die Wiederverwendbarkeit und Reduzierung der Startkosten.
Neben vielen technischen Details gab Herr Fischer den Schülerinnen und Schülern bei diesem Thema aber auch Gelegenheit, über
gesellschaftliche Fragen nachzudenken – haben die Menschen überhaupt das Recht, z.B. durch den vielleicht eines Tages stattfindenden systematischen Abbau von Rohstoffen für alle Zeit zu verändern? Wenn es eine Kolonie auf dem Mars geben sollte, wie sollte die Gesellschaft dort organisiert sein? Welche Staatsform und welche Gesetze müssten gelten? Die große Begeisterung für die Raumfahrt, die durch beide Vorträge konstant spürbar war, steckte auch die anwesenden Schülerinnen und Schüler an, die im Anschluss an die Vorträge noch zahlreiche Fragen stellten.