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Lerndruck mal anders

Die Rollende Lehrwerkstatt lässt Schüler der Aller-Weser-Oberschule mit Pneumatik experimentieren

Morgens zehn Uhr in Dörverden: Wo sonst interessiertes Schweigen in der Aller-Weser-Oberschule Dörverden herrscht, zischt und klackt es heute an jeder Ecke im Klassenraum der Bildungseinrichtung. Unter der Leitung von Eduard Schellin vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW) verbinden die Schüler Pneumatik-Bauteile mit Schläuchen. Rollende Lehrwerkstatt nennt sich der praxisnahe Unterricht, der von der Stiftung Niedersachsen Metall gefördert wird und Jugendliche für technische Berufe begeistern möchte.

„Wir versuchen, den Schülern einen ersten Einblick in die Metall- und Elektroberufe zu ermöglichen“, erklärt Eduard Schellin. Dafür bieten sich Übungen rund um Elektro- und normaler Pneumatik sowie Hydraulik besonders an. Die Technik lässt sich leicht auf einem Wagen unterbringen, lässt sich schnell erlernen und Ergebnisse schnell erzielt werden, zählt Schellin auf. Und das ist wichtig, bleiben den Schülern doch nur sechs Unterrichtsstunden.

Lass stecken: Die Schüler Philipp (v. l.), Yaniz und Dennis stellen sich einer weiteren Aufgabe an der Steckwand. (Björn Hake)
Lass stecken: Die Schüler Philipp (v. l.), Yaniz und Dennis stellen sich einer weiteren Aufgabe an der Steckwand. (Björn Hake)

Ausprobiert werden soll das Ganze an den namengebenden Rollwagen. Mit einem Wert von rund 100 000 Euro decken sie mit ihrer Ausstattung die Voraussetzungen für Elektro-Pneumatik-, Pneumatik- und Hydraulik-Experimente ab. Im unteren Teil beherbergen sie dutzende mechanische Bauteile wie Widerstände, Hydraulikzylinder, Druckluftanzeigen und Schläuche. Über die rückwärtigen Stecker können diese frei an den darüber befindlichen großen Steckwänden angebracht werden.

Eduard Schellin ist Ausbilder im Bereich Computerized-Numerical-Control (CNC) und beschäftigt sich vereinfacht ausgedrückt mit der elektrisch gesteuerten Bedienung von Industriemaschinen. Für ihn kommen Projekte dieser Art eine hohe Bedeutung zu: „Theorie und Praxis sind zwei grundverschiedene Dinge. Die Schüler bekommen sonst nur etwas über Technik erzählt, können sich aber nichts darunter vorstellen.“

Pneumatik sei außerdem ein wichtiger Bestandteil im Maschinenbau und der Automatisierungstechnik und ist in diesem Bereich laut Schellin nicht mehr wegzudenken: „Sie vereint schnelle Bewegungen und einen hohen Kraftaufwand, was sonst in der Form nicht erreicht werden kann. Das macht Pneumatik zukunftssicher, weshalb die Schüler Erfahrungen nicht nur für den Moment, sondern auch für später sammeln.“ Auch im alltäglichen Leben ist sie ein stetiger, wenn auch oft nicht wahrgenommener Begleiter. „Jedes mal, wenn sich eine Bustür öffnet, hören wir das charakteristische Zischen der Pneumatik“, veranschaulicht der Ausbilder.

Dennis und Yaniz aus der 9. Klasse haben sich sofort für den Kurs eingetragen. Sie stehen gerade an der Steckwand und beraten, welche Bauteile sie benötigen. Schnell haben sie die Lösung gefunden. Für Yaniz ist der Kurs eine Chance, neue Eindrücke zu erhalten: „Ich möchte mir einen Überblick über die Berufe und Aufgabenfelder machen.“ Auch Dennis weiß das Angebot zu schätzen. „Heutzutage gibt es fast in jedem Unternehmen Roboter, die mit Pneumatik funktionieren. Da ist es gut, wenn man sich schon ein wenig damit auskennt“, findet er. Beide freuen sich über die Abwechslung und hätten nichts gegen weitere Kurse in ihrer Schule. „Vielleicht könnte man mal ein großes Projekt anbieten wie den Bau eines kleineren Roboters mit Programmierung“, regen Dennis und Yaniz an.
© Verdener Nachrichten,  Dominik Albrecht, 16.09.2016