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Polizisten in der Schule: Unfallberichte aus erster Hand

Verkehrssicherheitsprojekt

Jeder schwere Verkehrsunfall ist einer zu viel. Das Verkehrssicherheitsprojekt „Fit fahren statt fast and furious“ war deshalb bereits zum zweiten Mal in der Weser-Oberschule Dörverden zu Gast, um Jugendliche für die Gefahren des Straßenverkehrs und den Umgang mit Suchtmitteln zu sensibilisieren.

fit fahren
Fotos von Unfällen, die im Landkreis ´Verden passiert sind, sehen sich diese Zehntklässler gemeinsam mit Polizeioberkommissarin Antje Dreißig-Kratsch und ihrem Kollegen Polizeikommissar Oliver Schaffeld an.

Bei diesem landkreisweiten Projekt, das Verkehrssicherheitsberaterin Anika Wrede in Kooperation mit der Fachstelle Sucht und dem DRK organisiert, arbeiten Polizei, Suchtberater und Rettungsassistenten eng zusammen und befassen sich einen Vormittag lang gemeinsam mit den Schülern der 10. Klassen auf vielfältige Weise mit dem Thema. „Es geht uns darum, die Jugendlichen zu erreichen, kurz bevor sie ihren Führerschein machen“, erklärt Polizeikommissar Oliver Schaffeld.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Polizeioberkommissarin Antje Dreißig-Kratsch zeigte er den Teenagern zunächst ein emotionales Video der Band Revolverheld. Danach bekamen die Jugendlichen Fotos von schweren Verkehrsunfällen zu sehen. Zwar nicht von den Opfern, sondern „nur“ von den Fahrzeugen, aber die Bilder verfehlten ihr Ziel nicht. Die Jugendlichen waren sichtlich erschrocken darüber, wie leicht ein Auto komplett zerstört werden kann.

Berichte über die Unfälle bekamen die Jugendlichen ebenso zu lesen wie Todesanzeigen für junge Unfallopfer aus dem Landkreis Verden. Weil die Polizisten in ihrer Arbeit regelmäßig mit schweren Verkehrsunfällen zu tun haben, waren ihre Schilderungen natürlich besonders authentisch.

Einen Themenschwerpunkt bildete in der anschließenden Diskussion auch der Umgang mit dem Smartphone im Straßenverkehr. Zum einen machten die Polizisten den Jugendlichen deutlich, dass sie keine Fotos von Unfällen machen und diese in Sozialen Netzwerken hochladen sollen. Denn wer weiß, vielleicht sieht eine Mutter das Unfallfahrzeug ihres Kindes auf Facebook, bevor die Polizei sie benachrichtigen konnte – abgesehen davon, dass man generell nicht mit dem Smartphone hantieren solle, wenn man selbst gerade am Steuer sitzt.

Für die Jugendlichen, die der Meinung waren, sie seien durchaus in der Lage, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren, hatten die beiden Beamten einen kleinen Test vorbereitet. Auf dem Bildschirm spielten sie zeitgleich zwei Textnachrichten ab und gaben den Schülern eine einfache Aufgabe: Sie sollten zählen, wie häufig das Wort „Auge“ in den Texten vorkommt. Großes Erstaunen am Ende, als nahezu alle Schüler die richtige Zahl bei weitem verfehlten. Ein weiteres Video, bei dem es um einen tanzenden Gorilla bei einem Basketballspiel ging, sorgte ebenfalls für großes Staunen bei den Schülern, die dank der Übung verstanden: Es ist besser, man konzentriert sich hinter dem Steuer nur auf eine Sache, nämlich auf den Verkehr.

Auch gab es Rollenspiele, in denen die jungen Leute ihre Erfahrungen in bestimmten Verkehrssituation und ihre Gefühle dabei reflektierten. Dabei ging es zum Beispiel auch um die Frage, wie man standhaft bleibt, wenn die Freunde Alkohol trinken, aber man selbst fahren muss. Oder wie man damit umgeht, wenn man mitbekommt, dass ein Freund sich hinter das Steuer setzt, obwohl er getrunken hat.

„Am Ende durften uns die Schüler mit Fragen löchern“, sagt Antje Dreißig-Kratsch. Besonders gefreut habe es sie, dass einige der Jugendlichen Interesse äußerten, selbst eine Karriere bei der Polizei einzuschlagen.

An dem Projekt interessierte Schulen können sich bei Anika Wrede, Telefon 04231/806109, informieren.

© Verdener Aller Zeitung, 26.01.2017; rei,