Autorinnen-Lesung: „Wir doch nicht“ mit Nora Burgard-Arp
Das Recht auf körperliche Selbstbestimmtheit von Frauen, die Gefahr der Auflösung der Demokratie, das Leben in einer digitalisierten Diktatur – dies sind die Themen, um die es in Nora Burgard-Arps Debütroman „Wir doch nicht“ geht. Auf Einladung der Schüler:innen-Vertretung des Christian-Gymnasiums kam die Autorin kürzlich nach Hermannsburg, stellte ihr Buch in der Schul-Aula vor und diskutierte mit dem interessierten Publikum.
In der von Burgard-Arp entworfenen Dystopie regiert die Partei SfDD (Sieg für Deutschland und die Deutschen) und die Demokratie, wie wir sie kennen, ist einer Diktatur gewichen, die keine Meinungsfreiheit zulässt und die Bürger unter anderem mithilfe digitaler Methoden überwacht. Frauen sind in dieser Gesellschaft zu Gebärmaschinen degradiert und Abtreibungen werden strengstens bestraft. Mathilda, Hauptfigur des Romans, hat jedoch eine solche an sich selbst vorgenommen und ihr schmerzendes Geheimnis wird körperlich wie emotional zu einer immer größeren Bedrohung.
Die Autorin las drei Ausschnitte aus dem Text und ergänzte ihren Vortrag durch Erläuterungen und Zusammenfassungen weiterer Handlungselemente, sodass die Gäste einen umfassenden Eindruck gewannen. Eingerahmt wurde diese literarische Erkundung des Alltags in einer rechten Diktatur von einem einleitenden Grußwort der Historikern Dr. Alexandra Wenck und einer sich an die Lesung anschließenden Diskussion des Publikums mit Nora Burgard-Arp. Hierbei wurde deutlich, dass der Roman dazu einlädt, sich auch über die politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen der realen Gegenwart Gedanken zu machen – seien es das Erstarken rechtsextremistischer Parteien, die zunehmende, in privateste Zusammenhänge hineinreichende Digitalisierung unseres Alltags oder die Debatte über die Abschaffung des §218 des Strafgesetzbuchs, der Schwangerschaftsabbrüche unter bestimmten Bedingungen unter Strafe stellt.
Somit hat der von der Schüler:innen-Vertretung des Christian-Gymnasiums unter Mithilfe der Lehrerin J. Gerlach organisierte Abend nicht nur der literarischen Bildung gedient, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur politischen Meinungsbildung geleistet.