Interview mit Christian Schifkowski

Herr Schifkowski, verraten Sie uns, wie Ihr ganzer Name lautet?
Christian Gustav Wilhelm Schifkowski, meine Großväter hießen so.

Sie haben in vielen Kategorien des diesjährigen Lehrervotings die vorderen Plätze belegt. Was halten Sie davon? Und: Haben Sie das Ergebnis des Votings überhaupt wahrgenommen?Ja, das habe ich mitbekommen, aber ich habe den Link dahin kaum im Internet finden können, weil ich mich wahrscheinlich ein bisschen dusselig angestellt habe! Also: Die komplette Umfrage habe ich nicht wahrgenommen, aber nur, weil ich mir wahrscheinlich auch nicht genug Mühe gegeben habe.
Aber die Schüler haben mir das Ergebnis mitgeteilt.

Hat Sie das Ergebnis denn gefreut?
Ich weiß nicht, ob so ein Ranking eine Aussage über den Menschen, den Unterricht, das, was die Schüler im Unterricht lernen, oder wie man eigentlich wirklich ist, geben kann, da es etwas äußerst Subjektives, aus einer Laune heraus, ist. Also ich nehme das jetzt so hin, versuche mir aber möglichst wenig oder gar nichts dabei zu denken. Wichtig ist nämlich: Man darf sich durch solche Umfragen nicht korrumpieren lassen (korrumpieren: zu verachtenswerten Hand- lungen verleiten lassen).

Sie schöpfen also Ihr Glück nicht aus diesen „Launen“ heraus. Verständlich. Was bedeutet denn überhaupt Glück für Sie?
Da müsste man erstmal fragen, was unter Glück zu verstehen ist. Philosophisch gesehen ist Glück die Abwesenheit von Leid. Man kann, wenn man nichts vom Leben erwartet, relativ leicht glücklich sein.
Es ist immer eine Sache der Erwartungs- haltung, ich versuche möglichst gar nichts zu erwarten und hoffe, dann schon relativ leicht glücklich zu sein, zum Beispiel durch den Wahlspruch „Sol Lucet Omnibus“, die Sonne scheint für alle, man muss sie nur wahrnehmen.

Herr Schifkowski, welches Ereignis in der Welt beschäftigt Sie?
Über wirklich viele Jahre versuchte Europa, sich gemeinsam zu entdecken und ein gemeinsames Gefühl zu erreichen und das zerfällt im Moment wirklich gnadenlos an irgendwelchen Egoismen. Da ist ja nicht nur der Brexit, sondern der Umgang mit dieser Flüchtlingsfrage, wem gehört die Welt? Wem gehört Europa? Wem gehört Deutschland? Wem gehört mein Vorgarten? Mir vielleicht nur für ein paar Jahre, aber ich habe nicht das Recht, jemanden auch nur einen Zentimeter weit aus dieser Welt zu vertreiben.

Warum haben Sie sich dazu entschieden Lateinlehrer zu werden?
Das wurde ja wohl aus den eben genannten Antworten völlig klar, weil es eine Grund- haltung ist.
Genauso wie Religionslehrer zu sein eine Grundhaltung den Dingen gegenüber ist. Also die griechische Mythologie hat mich immer fasziniert und ich wollte auch vielleicht Archäologe oder so etwas werden. Tatsächlich sowas mit einem Strohhut auf dem Kopf und irgendwo in der Wüste rumsitzen und nach irgendetwas suchen.

Begründen Sie bitte Herrn Schrader, wieso Caesar besser als Cicero war!
Weil er den Mut aufbrachte, in einer völlig verfahrenen Situation das „Heft in die Hand zu nehmen“ und sein Leben dafür einzusetzen, dass sich an dieser Situation der römischen Bürgerkriege bzw. der ausgehenden Republik etwas ändert, denn der Senat als „Palaverclub“ (Palaver: langwieriges, häufig oberflächliches Gespräch) hatte da wirklich ausgedient.

Ganz ehrlich: Wie oft wurden Sie schon aus dem Petersdom abgeführt?
Mit körperlicher Gewalt zweimal.

Und ohne körperliche Gewalt?
Ohne körperliche Gewalt habe ich mich dann immer in den Touristenschwärmen verstecken können, wo sie gerade versuchten meiner habhaft zu werden. Nee, also wirklich, die stellen sich da sehr an, wenn man mit einer Schülergruppe dort durch geht. Wenn nur ein Schüler einen etwas fragt, verbieten die einem sofort den Mund und stellen sich neben einen. Wenn dann nochmal ein Schüler was fragt, dann wird man rausgeworfen.

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