Standort 3 und 4: Synagoge

Lange verfügte die Harener Judengemeinde über keine eigene Synagoge, sodass sie im Haus von Harener Anwohnern einen Betraum anmieteten. Ab 1810 befand sich dieser Betraum im Haus von Johann Esders. Dieser wechselte über die Jahre mehrmals. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselte der Betraum zu einem Raum im Haus der Familie Meyering in der Langen Straße.

Lange versammelte sich die Harener Judengemeinde auch in einem Betraum am Burggraben bis man um 1890 eine (neue) Synagoge plante. Nach der offiziellen Genehmigung, diese errichten zu dürfen, suchte man sich ein Grundstück am Pascheberg aus. Finanziell wurde der Bau durch eine Kollekte in Haren unterstützt und die Gemeinde nahm einen Kredit auf. 1900 wurde die neue Synagoge dann mit einem Festumzug, bei dem die Thorarollen vom Betraum zur neuen Synagoge gebracht wurden, eingeweiht. Die Harener Bevölkerung unterstützte die Feierlichkeiten und beteiligte sich an ihnen. Zu dem Zeitpunkt gab es in Haren zehn jüdische Familien. 

Die Synagoge bestand bis zur Reichspogromnacht 09./10. November 1938. Fast alle Synagogen in Deutschland wurden in dieser Nacht in Brand gesetzt. Um 4 Uhr morgens erreichte den Meppener SA-Standartenführer die Befehle der SA-Brigade: 

  1. Die Synagogen des Standartenbereiches sind anzuzünden.
  2. Alle männlichen Juden sind in Schutzhaft zu nehmen.
  3. Die Feuerwehr ist angewiesen, nicht einzugreifen.
  4. Die Polizei hat die Maßnahmen zu unterstützen.

Um ca. 7:30 Uhr trafen SA-Leute aus Meppen mit einem Jeep in Haren ein. Daraufhin brachten zwei Harener Bürger zwei Kanister Benzin zur Synagoge, mit dem diese sowohl innen als auch außen übergossen und dann angezündet wurde. In der Zwischenzeit verhafteten SA-Leute die Harener Juden und zerstörten ihre Einrichtungen, Hausrat etc. Die verhafteten Juden wurden dann im Anschluss gezwungen, stehen gebliebene Mauerreste der Synagoge abzureißen. Danach mussten sie sich auf dem Hof des Gemeindebüros versammeln und ein junger Harener schändete die Bundeslade. Zur Mittagszeit, nachdem weitere SA-Leute in Haren eingetroffen sind, organisierten diese einen Umzug durch Haren, bei dem die Juden voran gehen mussten. Hierbei setzte ein junger Harener einen Kaktus auf den Kopf eines Juden und viele Harener sahen sich das Ereignis begeistert an. Am späten Nachmittag wurden die Juden dann nach Meppen abtransportiert, doch sie mussten noch einmal zurückkehren, denn der damalige Harener Bürgermeister Gerhard Meyering, der auch Ortsgruppenleiter der NSDAP war, forderte den Synagogen-Gemeindevorsteher Isaak Frank auf, das Synagogengrundstück zu säubern. Im Anschluss wurden sie dann in das Lager Sachsenhausen gebracht. 

Am 20.02.1939 verkaufte Isaak Frank das Grundstück mitsamt der Reste der Synagoge an den Harener Maurermeister Heinrich Menke für 700 Reichsmark. Das Geld musste Menke auf ein Sperrkonto einzahlen. Nachdem die Gemeinde Haren in den darauffolgenden zwei Jahren mehrfach die Räumung des Grundstückes angemahnt hatte, verkaufte Heinrich Menke, nach der Räumung, das Grundstück an die evangelische Kirchengemeinde. Zunächst wurde dort eine Baracke errichtet, die als Jugendheim und gelegentlich für Gottesdienste Verwendung fand. 1960 baute die evangelische Gemeinde dann eine moderne Kirche auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge.

Jan Husmann erinnert sich an die Reichspogromnacht in Haren: 

Seit August 1981 erinnern, dort, wo einst die Synagoge stand und heute die evangelische Kirche St. Johannis, Denktafeln an die damaligen Mitglieder der Gemeinde. Sie wurde 2015 renoviert.

Im Eingang der evangelischen Kirche befindet sich zusätzlich eine Gedenktafel aus Holz, auf der zu den Namen noch die Todesumstände aufgeführt sind.: 

Im November 1981 fand das erste Mal eine Kranzniederlegung statt, um an die ermordeten Harener Juden zu erinnern. Die Gedenkveranstaltung war von Harener Bürgern nicht gut besucht, auch Vertreter von Rat und Verwaltung waren nicht vor Ort sowie der damalige katholische Pastor. Um das zu ändern, wurde die Organisation der Veranstaltung im Folgejahr vom Schul-, Kultur- und Sportamt von Haren übernommen. Mit der Unterstützung des Jugendzentrums und der Schulen, konnte es gelingen, eine nachdenkliche Veranstaltung zu organisieren, bei dem Rat und Verwaltung stets einen Kranz niederlegten.

Bis heute findet am 09. November jedes Jahr eine Gedenkstunde an die Reichspogromnacht in der evangelischen Kirche mit anschließender Kranzniederlegung statt.

Jüdische Schule in Haren

Die jüdische Schule in Haren wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet und hat höchstwahrscheinlich ihren Unterricht in einem Raum der Synagoge abgehalten. 1825 wurde der Unterricht von Salomon Kohel, dem einzigen Lehrer, gehalten; im Jahr 1832 kam ein zweiter Lehrer hinzu. Allerdings wurde aufgrund sich verringernder Schülerzahlen die Schule einige Jahre später geschlossen, sodass ab 1843 die meisten jüdischen Kinder die Ortsschule besuchten.

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