Standort 6: Familie Frank

Familie Frank wohnte in Haren in der Langen Straße 44 und bestand aus Isaac, Sara, Gottfried, Iwan, Alexander und Ruth Frank. Isaac Frank war Schlachter und Gemeindevorsteher in Haren. Alexander Frank flüchtete nach Schweden, seine Tochter Ruth konnte mit ihrem Mann Phillip in die USA fliehen. Die restlichen Bewohner des Hauses wurden deportiert. Isaac wurde in Auschwitz ermordet, Sara und Iwan in Riga. Gottfried ist nach der Deportation nicht mehr weiter verfolgbar gewesen.

Schon 1938 wurde von den Nationalsozialisten versucht Isaak Frank als Viehschlachter seine Arbeitsgrundlage zu nehmen. Dazu schrieb ein Sachbearbeiter des Viehwirtschaftsverbandes bei der Kreisbauernschaft Meppen an den Bürgermeister Gerhard Meyering:

Betreff: Isaak Frank, Haren Ems                                                               Meppen, den 05.10.1938

Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass oben genannter jüdischer Schlachter im letzten Monat nicht geschlachtet hat, da die hiesigen Viehverteiler sich weigerten, ihm Vieh zur Verfügung zu stellen.

Ich möchte Sie bitten, den Betrieb zu beobachten. Er darf auf keinen Fall Schafe bzw. Ziegen dort kaufen, um diese dann abzusetzen. Sollten Sie feststellen, dass er in letzter Zeit irgendetwas gekauft hat, so bitte ich um sofortige Benachrichtigung, damit gegen ihn ein Ordnungsstrafverfahren eröffnet wird.

Nachdem Haren ,,judenfrei” war, gab es große Probleme um die beschlagnahmten Judenhäuser. Zunächst wurden sie vom Finanzamt als Eigentum angesehen, dann gehörten sie dem Deutschen Reich. Um das Haus von Familie Levi Frank, Lange Straße 44, gab es ein Gerangel. Zunächst hatte ein Viehhändler eine Zusage zum Kauf des Hauses erhalten. Dann aber hat sich der damalige Bürgermeister Gerhard Meyering bemüht, das Gebäude für die Gemeinde zu erwerben, da er Wohnraum für zwei Großfamilien suchte. Das Haus sollte ursprünglich abgerissen werden, um dort eine Durchfahrtsstraße zu den Grundstücken an der Papenwiese zu erhalten. Die Gemeinde brachte daraufhin zwei Großfamilien in dem Haus unter, wodurch dieser Plan verworfen wurde. Damals musste jede Familie monatlich 25 DM Miete zahlen. Im Jahr 1956 kaufte Elektromeister Johannes Jansen das Haus von der Gemeinde und richtete darin einen Laden für Elektrogeräte ein.

Nach der Zeit des Zweiten Weltkrieges schrieb Ruth Frank am 20.09.1947 an Herrn Dr. Knappe und seine Frau:

Zitat: ,,Wir sind noch immer voller Dankbarkeit gegen Sie, lieber Dr. Knappe. Sie waren doch der Einzige, der das Judenhaus betreten hatte, als man am 10.11. Meinen geliebten Vater blutig geschlagen hatte. Sie kamen voller Courage herein und haben ihn verbunden und ich höre noch heute die Worte meiner geliebten Mutter wie der geliebten, seligen Schwiegermutter: ,,Hut ab vor Dr. Knappe. Sie waren einer der wenigen, die uns als Menschen behandelt haben und wir könnten heute noch in den Kreisen der Lieben sein, wenn nicht die verfluchten Nazis die Guten hingemordet hätten…”

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