Fünf Orte – Fünf Geschichten – Fünf Menschen: Das Leben als Berufspolitikerin

Rebecca Schamber ist Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD), sie ist 46 Jahre alt und wohnt in Borstel. Im Interview erzählt Sie aus ihrem Leben als Berufspolitikerin. 

Was sind Ihre Aufgaben als Berufspolitikerin?

Meine Aufgaben in meinem Beruf sind natürlich in erste Linie mit den Menschen zu sprechen, was sie bewegt in meinem Wahlkreis und was gesellschaftspolitisch gerade aktuell ist. Und dann müssen wir Mittel und Wege finden, wie wir unsere Gesellschaft gut gestalten, wie wir unsere Umwelt gut gestalten und entsprechend dann auch die Gesetze auf den Weg bringen.

Würden Sie behaupten, dass es Ihr Traumberuf ist? Könnten Sie sich auch etwas anderes vorstellen?

Ja, ich würde schon sagen, dass das mein Traumberuf ist, also, ich bin ja jetzt aktuell Berufspolitikerin, das ist ja auch kein Beruf, den man erlernen kann, man kann zwar Politikwissenschaft studieren, dann macht man nicht zwingend das, was ich tue, also Mitglied des Deutschen Bundestages zu sein. Man kann aber ganz unterschiedliche Berufe erlernt haben. Ich bin eigentlich Juristin, also ich habe Jura studiert, ich habe aber auch viel in der Gastronomie gearbeitet, wir hatten einen Gastronomiebetrieb. Da habe ich viel gearbeitet und teilweise habe ich den auch geleitet. Und früher habe ich auch ganz viel ehrenamtlich Politik gemacht, praktisch so wie andere Volleyball spielen war das eben mein Hobby. Politik hat mich einfach schon immer interessiert.

Ist der Weg zur Politikerin mit vielen Hürden verbunden?

Also einfach ist es sicherlich nicht, man spricht auch in der Politik von der sogenannten Ochsentour, die man durchmachen muss. Ich bin seit über 10 Jahren politisch aktiv, ehrenamtlich. Meine Familie kennt das ja auch und weiß daher auch genau, dass ich oft nicht da bin. Ich habe vorher in der Wedemark gewohnt, da war ich auch stellvertretende Gemeindebürgermeisterin. Das heißt, ich war in der Woche bestimmt drei Abende unterwegs, und natürlich auch oft am Wochenende. Also, es ist schon viel und wenn man Berufspolitikerin werden will, muss man das erst innerhalb der eigenen Partei machen und man muss sich natürlich durchsetzen gegen die anderen Parteien. Um den Prozess zur Berufspolitikerin zu gewinnen, müssen die anderen dich erst einmal wählen und das war für mich nicht ganz einfach, die anderen von mir zu überzeugen.

Frau Schamber, würden Sie sagen, dass der Job für jeden etwas ist?

Theoretisch ja, ich habe ja schon gesagt, man muss keine bestimmte Berufsausbildung dafür haben. Also ich bin Juristin und das ist schon ein einigermaßen klassischer Beruf. Wir haben sehr viele Juristen im Deutschen Bundestag sitzen, das schadet auch nicht wegen der Gesetzgebungsprozesse, die dort ablaufen. Jurist zu sein ist aber auch nicht zwingend erforderlich. Einer meiner liebsten Kolleginnen kommt auch aus Niedersachsen, die ist Kindertagespflegerin und vorher Taxi gefahren und hat bei Aldi an der Kasse gearbeitet. Sie hat also auch Brüche in ihrer Biografie. Sie ist jetzt aber in der Politik absolut richtig und macht das auch gerne. Was eben wichtig ist, ist eine tolle Empathie für die Menschen. Und das man bereit ist, darum zu kämpfen, was man umsetzen möchte. Was man auch tun sollte, ist natürlich mitzudenken, Menschen zu sprechen und vor den Menschen zu sprechen, und dann auch Kompromisse eingehen zu können. Man bekommt nicht immer hunderprozentig das, was man möchte. Aber: Das sind alles Dinge, die man erlernen kann. Von daher möchte ich gerne jeden ermutigen in die Politik zu gehen.

Unter uns: Ist es nicht manchmal schwierig so oft unterwegs zu sein?

Ja, es gibt ein schönes Buch, das heißt “Einsamer kann man gar nicht sein”. Dieser Job, gerade als Bundestagsabgeordnete, beinhaltet sehr viel.  Hier im Wahlkreis bin ich zumindest abends bei meiner Familie. Tagsüber und am Wochenende bin ich meist unterwegs und arbeite viel mit den Menschen aus meinem Wahlkreis zusammen. Und in Berlin ist es wirklich so, dass es von morgens bis abends geht, manchmal gehen die Termine schon um 7.30 Uhr los und vor 22.00 Uhr bin ich nicht zu Hause. In Berlin habe ich auch meine Zweitwohnung. Aber die Familie ist nicht da, das ist schon manchmal schwierig. Und für die Familie ist es auch eine Umstellung, ich habe das Glück, dass meine Kinder damit groß geworden sind, die kennen das, die wissen, dass Politik sehr wichtig ist. Aber die ersten Wochen in Berlin war es schon schwierig, weil es eine Umstellung war in der Woche nicht da zu sein. Aber ich denke, wir haben das jetzt ganz gut gelöst. Wir unternehmen dann auch viel und genießen intensiv die Zeit und reden dann auch über sämtliche Dinge.

Vielen Dank für das angenehme Gespräch. Wir wünschen Ihnen alls Gute für die Zukunft.

 

Interview von Mira S., 8. Jahrgang, WPK Journalismus

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