Die Lehr- und Lerntradition deutscher Schulen ließ sich häufig wie folgt beschreiben: „Die gleichen Schüler lösen beim gleichen Lehrer im gleichen Raum zur gleichen Zeit im gleichen Tempo die gleichen Aufgaben mit dem gleichen Ergebnis.“
Auch wenn dieses Bild inzwischen für die meisten Schulen eine Karikatur darstellt, entspricht es auch einer Praxis, die nach den Erfahrungen von betroffenen Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und auch nach den Ergebnissen mancher Schulinspektionsberichte im Alltag vieler Schulen noch nicht durchgängig überwunden ist.
Wird der Unterschiedlichkeit, die in jeder Lerngruppe vorhanden ist, nicht Rechnung getragen, entsteht fast zwangsläufig ein „Teufelskreis des Misslingens“: die fehlende individuelle Passung führt zu Überforderung oder Unterforderung, was jeweils die Lernmotivation verringert, das Lernverhalten beeinträchtigt und den Lernerfolg mindert oder verhindert. Lernangebote, die an einem fiktiven Durchschnitt ausgerichtet sind, können der gesellschaftlich und persönlich bedingten Vielfalt in sozialer, kultureller, ethnischer und intellektueller Hinsicht, der Unterschiedlichkeit in Bezug auf Lernvoraussetzungen und Fähigkeiten, Begabungen, Interessen, Arbeitsverhalten, Temperament und Entwicklung nicht gerecht werden.
Wir berücksichtigen in unserer Schule das unterschiedliche Lernverhalten und Leistungsvermögen aller Kinder. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen Spaß am Lernen haben und aktiv ihre persönlichen Ziele angehen. Sie sollen in einer ansprechenden Atmosphäre in ihrem eigenen Lerntempo lernen und arbeiten. Es muss ihnen ermöglicht werden, ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechend individuelle Lernwege einzuschlagen. Sie sollen Lernfortschritte wahrnehmen und als Erfolg verbuchen. Uns ist wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler lernen ihre Lernprozesse zu planen, zu organisieren und zu reflektieren.
Daher haben wir an unserer Schule die individualisierte Lernzeit eingeführt. In dieser Zeit des Tages, meistens im zweiten Lernblock zwischen der ersten und der zweiten Pause, wählen die Kinder selbst an welcher Aufgabe sie arbeiten – immer im Hinblick auf ihre aktuellen Lernziele. Die Lehrkraft ist Lernbegleiter und steht den Kindern beratend zur Seite. Diese lernen sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Zudem lernen sie Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen und selbstständig Probleme zu lösen.
In der individualisierten Lernzeit ist uns Freiheit genauso wichtig wie Struktur. Der Ablauf erfolgt in festem Rahmen und mit klaren Verbindlichkeiten. So ist den Kindern klar vorgegeben welche Ziele sie im Verlauf des Schuljahres erarbeiten müssen. Gemeinsam wird im Klassenverband zu Beginn des Schuljahres eine Jahresplanung vorgenommen und “Deadlines” gesetzt.
In jeder Lernzeit gibt es einen gemeinsamen Beginn, während dem die Kinder ihre Aufgaben und Ziele formulieren und einen gemeinsamen Abschluss in Form einer Reflexion, in der die Lernqualität diskutiert wird, Probleme oder Erfolge kommuniziert werden und Ergebnisse vorgestellt werden dürfen.
Festgehalten werden die individuellen Lernwege in unserem