Philosophie am GBN
Was ist Philosophie?
Gewissermaßen ist die Frage, was Philosophie sei, schon eine, mit der man sich auf das Gebiet der Philosophie begibt.
„Alles eine Frage der Einstellung.“
Wörtlich übersetzt heißt Philosophie in etwa „Liebe zur Weisheit“. Gemeint ist damit eine Geisteshaltung, welche sich als Staunen und Neugier oder Zweifeln und Hinterfragen äußert. Philosophie lernen heißt dann auch eher Philosophieren lernen, also selbstständig und richtig denkend tätig zu werden. Das meint es, ein Philosoph, d.h. „Freund der Weisheit“, zu sein.
Worum geht’s dabei?
Dabei interessieren Philosophen sich für viele unterschiedliche Dinge. Hinterfragen sie, wie sehr wir uns auf unsere Sinne verlassen können, beschäftigen sie sich mit Philosophie der Erkenntnis. Interessieren sie sich dafür, wie wir Menschen miteinander umgehen sollen, betreiben sie Moralphilosophie. Überlegen Sie, wie man ein gelungenes Leben führen kann, begeben sie sich auf das Gebiet der Ethik. Diskutieren Sie, was eine gerechte Gesellschaft ausmacht, haben sie es mit politischer Philosophie zu tun. Fragen sie, ob wir an Gott glauben dürfen, sind sie Religionsphilosophen. – Und fragen sie nebenbei auch nach 2500 Jahren immer wieder einmal nach dem, was Philosophie ausmacht, betreiben sie „Philosophiephilosophie“, wie heute einige Philosophen augenzwinkernd sagen.
„Dem Philosoph is‘ nix zu doof.“ – oder: die Wissenschaft vom Unsichtbaren.
Philosophen beschäftigen sich also mit Dingen wie Handlungen, Wahrheit, Gewissheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Identität, Sprache oder Schönheit. Hierbei fällt auf, dass die Namen der Dinge häufig auf -heit, -keit oder -lung enden. Mithin handelt es sich nicht um Gegenstände, die einen Schatten werfen oder auf die man sich draufsetzen kann, sondern um unsichtbare Dinge. Handlungen kann man nicht sehen, nur Bewegungen. Schöne Dinge gibt es viele, aber Schönheit-an-sich bleibt unsichtbar. Insofern kann man Philosophie auch die Wissenschaft des Unsichtbaren nennen, welches sie grundlegend von Biologie, Chemie oder Physik unterscheidet. Aber dieses Unsichtbare betrifft uns immer direkt als Menschen. Insofern sind wir es letztlich immer selbst, mit denen wir uns als Philosophen ständig beschäftigen: Wie soll ich mein Leben führen? Was heißt es, ein Mensch zu sein?
Und wann kann’s losgehen?
Einführungsphase (Jahrgang 11)
Interessierte Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen können das Fach Philosophie wahlweise anstelle von Religion oder Werte und Normen belegen.
In diesem Jahr wird es uns darum gehen, uns gemeinsam auf die Reise von unserer Alltagswelt in die unsichtbare Welt abstrakten Denkens zu begeben. Dabei werden wir einige Methoden (z.B. Gedankenexperimente, utopisches Denken) kennen lernen, derer wir uns in den folgenden Semestern häufiger bedienen werden. Die Fragen, denen wir begegnen werden, orientieren sich an den vier Leitfragen Immanuel Kants: Was kann ich wissen? – Was soll ich tun? – Was darf ich hoffen? – Was ist der Mensch?
Und wie geht’s weiter?
Qualifikationsphase (Abiturjahrgang 2011)
Vier Semester lang werden Fragestellungen und Methoden vertieft und erweitert.
- Semester: Praktische Philosophie
Immanuel Kants Frage „Was soll ich tun?“ eröffnet den weiten Problembereich des richtigen Handelns zwischen Menschen, z.B.: Darf man immer machen, was man will? Ist es klug, ein Egoist zu sein? Was heißt es überhaupt, „moralisch“ zu handeln? Kann Glück unser Ziel sein?
Philosophen aus Vergangenheit und Gegenwart haben ganz unterschiedlich darauf geantwortet: Aristoteles, Seneca, Kant, Mill, Schopenhauer, Nietzsche, Sartre, Habermas oder viele andere können uns hier begegnen.
- Semester: Theoretische Philosophie
Ausgehend von Kants „Was kann ich wissen?“ beschäftigen uns in diesem Halbjahr Begriffe wie Wahrnehmung, Erkenntnis, Logik oder Skepsis sowie Schönheit und Kunst. Mit Platon, Aristoteles, Descartes, Locke, Hume, Kant, Nietzsche oder Feyerabend können wir fragen: Woher weiß ich etwas? Auf welches Wissen kann ich mich 100% verlassen? Gibt es unumstößliche Gewissheit? Wie sicher sind Erkenntnisse der Naturwissenschaft? Was ist Wahrheit? Kann etwas wahrhaft schön sein? Oder ist alles relativ?
- Semester: Praktische Philosophie II
In diesem Halbjahr wollen wir die Fragen und Probleme der Ethik auf spezielle Gebiete anwenden wie z.B. Medizin und Biowissenschaften, Technik, Umwelt, Medien, Politik oder Wirtschaft.
- Semester: Theoretische Philosophie II
Mit den erlernten klassischen Theorien schreiten wir zur Analyse konkreter Fallbeispiele aus den Bereichen Wahrheitstheorien, Wissenschaftstheorie, Sprachtheorie, Künstliche Intelligenz, Kunst und Ästhetik.
Achtung: Wer ein paar Semester Philosophie ins Abitur einbringen möchte (als Prüfungsfach P4 oder P5), muss in Jahrgang 11 mindestens ein halbes Jahr lang Philosophie belegt haben!
Ist Philosophie was für mich?
Wie wir oben gesehen haben, heißt Philosophieren lernen, über uns Menschen nachzudenken lernen. Wer philosophiert, begegnet wichtigen Fragen, die sie oder ihn als Menschen betreffen. Insofern ist Philosophie ein spannendes Fach, das aber auch einiges verlangt. Erfahrungsgemäß bereitet Philosophie eher denjenigen besondere Freude,
- die bereit sind, sich auf zunächst seltsam daherkommende Gedanken einzulassen,
- die darauf gefasst sind, scheinbar Selbstverständliches zu hinterfragen,
- die Lust am Lesen und Analysieren (auch schwerer zu knackender Texte) haben,
- die Freude am Diskutieren haben,
- die vor dem Üben, ihre eigenen Gedanken präzise schriftlich zu formulieren, nicht zurückschrecken.
Für alle diejenigen, die sich hiervon angesprochen fühlen, bietet das Fach Philosophie Möglichkeiten zu interessanten Eindrücken und neuen Erfahrungen.
Kleine Lese-, Hör- und Sehtipps für neugierige Geister
– eine zufällige Auswahl:
Für jüngere Leserinnen und Leser
Jostein Gaarder: Sofies Welt. Roman über die Geschichte der Philosophie, München: Hanser 1993, 614 S.
Reihe „Platon & Co“, Verlag Diaphanes (Zürich). – Zahlreiche fantasievolle Titel.
Alois Prinz: Hannah Arendt oder Die Liebe zur Welt, 1998. – Eine Biografie der weltberühmten Denkerin aus Hannover, lesbar ab Jg. 10.
… oder in der Buchhandlung des Vertrauens nachfragen!
für die Oberstufe und Eltern
Richard David Precht: Wer bin ich – und wenn ja wie viele? Eine philosophische Reise, München: Goldmann 2007, 398 S. – Ein Bestseller zur Einführung. Gut lesbar sind auch viele andere Bücher des (populären und streitbaren) Autors.
Michael Sandel: Gerechtigkeit. Wie wir das Richtige tun, Berlin: Ullstein 2013. – Sehr gut zu lesen für Interessierte.
Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie, Stuttgart Reclam 1990, 87 S. – Mittellange Kapitel zu zentralen Fragestellungen.
Philosophie Magazin, am Kiosk. – Auch was für unterwegs.
… oder einfach mal im Philosophieregal in der Bibliothek stöbern!
Im Internet und Radio
Das philosophische Radio, auf WDR 5. – Jeden Freitag zu einem anderen Thema, mit den 52 letzten Sendungen zum Streamen oder Download auf der Homepage.
Sein und Streit, auf Deutschlandfunk Kultur, Streamen oder Download mit Homepage. – Eher für Cracks und Spezialisten.
Im Internet und Fernsehen
Filosofix, kleine Kurzfilme zu berühmten Gedankenexperimenten, vom SFR, youtube.
Sternstunden der Philosophie, 3Sat, sonntags vormittags. – Nur für Ausdauernde.
Stand September 2020
Kontakt: Dr. Christoph Wolter für die Fachgruppe
Philosophie – aus Schülersicht
Lernen, ohne zu denken, ist nutzlos.
Denken, ohne zu lernen ist gefährlich.
(Konfuzius)
- Philosophie – Was ist das eigentlich?
- Hast du dich schon einmal mit dieser Frage beschäftigt?
- Hast du dich schon einmal gefragt, ob es einen Gott gibt?
- Hast du dich schon einmal gefragt, was nach dem Tod kommt?
- Hast du dich schon einmal gefragt, was du in einer Situation tun sollst?
- Hast du dich schon einmal gefragt, was real ist?
Genau solche Fragen und viele mehr diskutieren wir im Philosophieunterricht. Hierzu hinterfragen wir Theorien von berühmten Philosophen und stellen unsere eigenen auf. Einige dieser Philosophen, zum Beispiel Kant, Aristoteles und Sokrates, kennst du vielleicht schon aus anderen Fächern, wie Geschichte oder Politik. Da in Philosophie viel mit komplexen Texten gearbeitet wird, kann dir diese Kompetenz in anderen Fächern weiterhelfen. Eine Vielzahl der Themen und Fragen sind auch außerhalb des Philosophieunterrichts relevant.
Sicherlich standst du beispielsweise schon einmal vor einem ähnlichen Problem:
Du bist mit deiner besten Freundin verabredet, um die letzten Vorbereitungen für euer Referat zu treffen. Dein Schwarm fragt dich am selben Tag nach einem Date. Lässt du deine beste Freundin für das Date sitzen?
Aus dieser Situation heraus ergibt sich eine Frage der Moralphilosophie.
Was denkst du, solltest du tun?
Die Antwort darauf ist komplizierter als es scheint.
Um dieses und weitere Problem zu lösen, teilen wir uns oft in Gruppen ein und versuchen mit Hilfe von verschiedenen theoretischen Ansätzen berühmter Philosophen, eine Entscheidung zu fällen. Hierzu musst du ein gewisses Interesse dafür mitbringen, Dinge zu hinterfragen. Außerdem kann man sich auf eine entspannte Arbeitsatmosphäre freuen, die es dir unter anderem ermöglicht, deine eigene Meinung einzubringen.
Wir hoffen, wir konnten dein Interesse wecken und dir den Philosophieunterricht näherbringen.
„Philosophie ist für uns das Hinterfragen und Diskutieren über alltägliche Dinge, wobei man eine persönliche Antwort zu finden versucht.“
Der Philosophiekurs -pl2 (Oktober, 2016)