COME! Projekttreffen in Warschau

„Theo, wir fahr’n nach …“

Warschau (und Lodz). Das erste Projekttreffen des erasmus+ Projekts COME! fand vom 20. bis zum 26. November in Warschau statt. Es stellte sich als Woche vollgepackt mit verschiedenen Aktivitäten rund um das Thema Mobilität heraus, bevor es durch Bauarbeiten eingeschränkt direkt mit der Bahn wieder nach Bad Nenndorf zurückzufahren hieß.

Gleich zu Beginn des Treffens wurden die ersten Ergebnisse von Umfragen vorgestellt. Diese sollen Einstellungen und Haltungen zum Thema Mobilität in den Partnerschulen messen und durch spätere Wiederholungen dazu dienen, Entwicklungen aufzuzeigen. Im Anschluss begann eine erste Hinführung zur Geschichte Warschaus mit einer Besichtigung der Altstadt, die wie der größte Teil der Stadt 1944 als Rache für den Warschauer Aufstand von den Deutschen zerstört worden war. Heute ist Warschau wieder eine lebendige und dynamische Stadt, die unter anderem die EU-Grenzsicherheitsbehörde FRONTEX beherbergt. Nach einer Präsentation zu ihren Aufgaben und Tätigkeiten, etwa die Koordinierung der Rettungsmaßnahmen für Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, wurden die Kenntnisse durch zwei Beamte der polnischen Grenzbehörden erweitert, die ihrerseits bei einem Besuch in der polnischen Schule von ihrer Tätigkeit berichteten.

Ein Schwerpunkt des Projekttreffens lag dann auf dem Schicksal der europäischen Juden, dem man in Warschau sehr intensiv nachspüren kann. Zunächst erfuhren die TeilnehmerInnen bei Besuch des POLIN, des neuen Museums zur Geschichte der polnischen Juden, warum sich europäische Juden im Mittelalter in Polen ansiedelten und warum Polen und Osteuropa das Zentrum des jüdischen Lebens in Europa wurden. Zugleich konnte man hier aber auch erfahren, warum nach dem Zweiten Weltkrieg von diesem Leben so gut wie nichts mehr übrig war. Vor allem am Beispiel des Warschauer Ghettos kann man im POLIN intensiv erfahren, wie unmenschlich Juden und andere Minderheiten während der deutschen Besatzung behandelt wurden. Dieser Aspekt stand auch beim anschließenden Besuch des jüdischen Kulturzentrums, das unter anderem Zeugnisse aus dem Ghetto archiviert, im Mittelpunkt.

Auch beim Ausflug nach Lodz (Aussprache richtig eigentlich: Wutsch), der drittgrößten Stadt Polens, die etwas mehr als 100 Kilometer westlich von Warschau liegt, stand der Umgang mit den Juden zunächst im Vordergrund. Beim Besuch der Gedenkstätte Radegast, dem Bahnhof des Ghettos von „Litzmannstadt“, wie Lodz unter deutscher Herrschaft hieß, wurde neben den unmenschlichen Umständen des Lebens im Ghetto vor allem die Aspekte der wirtschaftlichen Ausbeutung und durch die erhaltenen Deportationslisten de europäische Dimension des Holocaust deutlich. Lodz war als ein Industriezentrum Polens ein wichtiger Standort für die Ausbeutung der vor allem jüdischen Arbeitskraft im Ghetto. Der Aufschwung Lodz im 19. Jahrhundert ist eng verwoben mit der Textilindustrie. Industrielle, angelockt durch zahlreiche Vergünstigungen, verhalfen der Stadt zu einem rasanten Wachstum. Dabei war Lodz bis 1939 ein Ort, an dem eine Koexistenz von Deutschen, Polen, Juden und Russen gut funktioniert hatte. Ein Beispiel eines solchen Industriellen ist Israel Poznanski, dessen Palast eindrucksvoll zeigt, wie reich die Stadt im 19. Jahrhundert geworden war.

Zum Abschluss hieß es dann noch, die vielen Eindrücke und Erlebnisse in verschiedenen Formen zu sichern und zu präsentieren, bevor alle sehr erschöpft die Heimreise antraten.

Kay Tomhave

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