GBN-Schülerinnen und Schüler gestalten Gedenkveranstaltung zum 9. November mit
Genau vor 80 Jahren, am Abend des 9. November 1938 und die folgende Nacht über brannten in Deutschland nahezu alle Synagogen, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wurden beraubt, geschlagen und misshandelt, in den Selbstmord getrieben oder umgebracht. 30.000 Jüdinnen und Juden wurden verhaftet und in Konzentrationslager gesperrt. Etwa 400 Menschen starben in dieser Nacht, weitere 400 in den Tagen danach in Folge der vom nationalsozialistischen Staat organisierten Übergriffe, durchgeführt von SA und SS in ziviler Kleidung, damit es den Anschein erweckte, „spontaner Volkszorn“ habe breite Teile der Bevölkerung zur Zerstörung jüdischer Geschäfte, Wohnungen und Wohnhäuser und der Misshandlung ihrer Nachbarn veranlasst. Tatsächlich beteiligten sich auch Menschen an den Verbrechen, die nicht der NSDAP angehörten, als sich die Gelegenheit dazu bot. Auch Vergewaltigungen gehörten zu den Gewaltexzessen, die den Übergang darstellen von der Diskriminierung, die jüdische Deutsche seit dem Regierungsantritt Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 erleben mussten, zur rassistisch begründeten systematischen Verfolgung und Ermordung von Menschen im Namen des deutschen Staates in den Teilen Europas, die unter die Kontrolle Deutschlands gerieten.
In Bad Nenndorf lebten zu dieser Zeit keine Menschen jüdischen Glaubens mehr. Sie waren bis 1937 vor den diskriminierenden Angriffen ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger in andere Orte in Deutschland ausgewichen, von wo sie den später deportiert und in den Konzentrations- und Vernichtungslagern umgebracht wurden. Oder ihnen gelang die Flucht ins Ausland, wie dem Arzt Dr. Ernst Blumenberg nach Shanghai, nach dem demnächst der zentrale Platz in der Nenndorfer Innenstadt benannt werden soll.
Schülerinnen und Schüler aus Klasse 11 berichteten jeweils an den „Stolpersteinen“, die an die aus Bad Nenndorf vertriebenen Juden erinnern, über die Schicksale der ehemaligen Bewohner, historische Hintergründe und trugen literarische Zeugnisse zur Verfolgung jüdischer Menschen in Deutschland vor. Bei dem würdig gestalteten Gedenkgang wurden alle Erinnerungsorte besucht, eine musikalische Begleitung rahmte die von Vertretern der christlichen und jüdischen Gemeinde gesprochenen Gebete ein. „Bad Nenndorf ist bunt“ gebührt der Dank, diese Veranstaltung geplant und durchgeführt zu haben. „Wenn wir heute, am 80. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938 der gedemütigten, geschlagenen, vertriebenen und ermordeten Juden gedenken, dann tun wir dies auch, weil wir wissen, dass die Nazi-Ideologie immer noch viele Anhänger hat, und weil wir die Pflicht haben zu verhindern, dass diese Leute noch einmal an die Macht kommen,“ betonte Winfried Wingert, Vorsitzender des Vereins in seiner Ansprache.
Michael Imhof