17 Ziele für nachhaltige Entwicklung – SDGs-Workshops auf Gut Herbigshagen
Die Schüler*innen der Carl-Friedrich-Gauß-Schule haben sich im September und Oktober 2022 unter dem Motto „Sustainable JETZT!“ an SDG-Bildungsworkshops mit Referen:innen für Globales Lernen auf dem Gut Herbigshagen in Kooperation mit der Heinz Sielmann Stiftung aktiv mit den 17 Nachhaltigkeitszielen auseinandergesetzt.
Eine Jurte wurde hierzu als außerschulischer Lernort auf der Streuobstwiese aufgebaut und es gab auf dem Gelände sechs SDG-Lernskulpturen rund um die 17 weltweiten Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu entdecken.
Worum ging es?
“Es muss sich was ändern!”, “Wir steuern auf die Katastrophe zu!” “Handle jetzt!” – unsere Schüler*innen sind tagtäglich umgeben von diesen Aufträgen und Appellen. Die meisten Schüler*innen sehen die Notwendigkeit, dass wir unsere Lebensweise überdenken sollen, sind auch der Meinung, dass viel falsch läuft… Aber wo beginnen und wie… ???
Auf ihrem Weg durch das Gut Herbigshagen, in den drei verschiedenen besuchten Workshops und in der Nachbereitung der Workshops haben die Schüler*innen Impulse gesammelt, wie, wo und warum sie heute anfangen können, nachhaltiger zu handeln, um die Welt sozial und ökologisch gerechter zu machen.
SDG-WORKSHOP “Schokolade– Genuss für alle?“
Schokolade zählt auf der ganzen Welt zu den beliebten Süßigkeiten. Sieben Millionen Tonnen davon werden jedes Jahr verzehrt. Doch hinter ihrer Herstellung verbirgt sich eine dunkle Seite, welche unsere Schüler*innen der Klassen 9g und 6g in diesem Workshop kennengelernt haben und letztendlich die Antwort auf die Frage „Schokolade – Genuss für alle?“ anders beantwortet haben als zu Beginn gedacht.
Gestartet wurde der Workshop mit einer Runde “1,2 oder 3”, in der sich die Schüler*innen mit Fragen rund um die Lieblingsschokolade, deren Inhaltsstoffen und zu unserem Konsum ausgetauscht haben. Erstaunt waren die Schüler*innen nicht nur über den Anbau von Kakao und den Prozess der Herstellung von Schokolade, sondern auch über den hohen Verzehr von Schokolade, der im Durchschnitt bei 100 Tafeln im Jahr liegt.
Im Anschluss daran sind sie an die Elfenbeinküste zu Daniel und sein der Alltag von Menschen aussieht, die Kakao für unsere Schokolade anbauen. Gemeinsam haben sie so den Weg vom Kakaoanbau über die Weiterverarbeitung bis zur fertigen Schokolade erkundet und sich hierbei mit den Auswirkungen auf Mensch und Umwelt befasst. Thematisiert wurden hier die Schokoladenherstellung, sowie Arbeitsbedingungen im Globalen Süden und Kinderrechte weltweit.
Anschließend haben sie einen Schokoladentest gemacht – welche Schokolade ist fair, welche nicht? Die Schüler*innen haben die unterschiedlichen Siegel des Fairen Handels kennengelernt. Zum Abschluss haben alle weitere Möglichkeiten gesammelt, wie sie uns für eine gerechtere Produktion von Kakao einsetzen können.
Hierzu haben sich die Schüler am Nachmittag vertiefend mit der bewegenden Dokumentation „Schokolade – das bittere Geschäft“ auseinandergesetzt, in der eindringlich gezeigt wurde, wie die Rohware Kakao unter den Augen großer Konzerne unter fragwürdigsten Bedingungen hergestellt wird: Sklaven- und Kinderarbeit auf illegalen Kakaoplantagen sowie die Vernichtung von Regenwäldern.
Zudem haben sie über konkrete Möglichkeiten, den Kakaosektor nachhaltiger und fairer zu gestalten, gesprochen sowie über persönliche Handlungsmöglichkeiten, indem sie sich mit ihrem eigenen Konsumverhalten auseinandergesetzt haben und über ihre Wirkungsmacht als Konsument reflektiert haben.
SDG-WORKSHOP „Blaues Wunder? Virtuelles Wasser – von verstecktem Wasser und Wasser im Kleiderschrank!“
Der Workshop für die Klassen 6h und 6r2 startete mit einem Spiel zum Kennenlernen der 17 Nachhaltigkeitssziele (SDGs): Welche SDGs gibt es? Welches sind wichtige Ziele für die Schüler*innen? Wie können diese umgesetzt werden?
Weiter ging es mit dem Weltverteilungsspiel, in dem wir uns die Welt aus einer anderen Perspektive angeschaut haben. Wie stehen die Faktoren Einwohnerzahlen, Einkommen sowie die Verteilung und Zugang zu Wasser zueinander? Rege diskutiert wurden die Zusammenhänge zwischen Wasservorkommen und Zugang zu Wasser. Die Schüler*innen erfuhren so zunächst über die ungerechte Ressourcenverteilung weltweit und haben sich mit dem SDG 6 auseinandergesetzt, nach welchem bis 2030 alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen haben sollen.
Anknüpfend daran haben die Klassen über virtuelles Wasser gesprochen (teils in Form eines Puzzles, teils anhand von Bildern): Was ist virtuelles Wasser? Wie viel Wasser steckt in unseren alltäglichen Dingen und Produkten? Die Schüler*innen entdeckten, dass die Ursachen der heutigen Wasserknappheit nur an unserem täglichen „sichtbaren“ Wasserverbrauch, wie duschen und kochen, liegen. Zu den durchschnittlich 130 Litern Wasser, die ein Mensch in Deutschland täglich verbraucht, kommt eine vielfach größere Menge an virtuellem Wasser, das durch Alltagsprodukte wie Elektroartikel, Kleidung oder Essen in Anspruch genommen wird. Sie haben sich somit dann mit der Fragestellung auseinandergesetzt, wie es sein kann, dass für Importgüter so viel sauberes Wasser verbraucht wird, sodass in manchen Ländern deshalb Wasserknappheit herrscht.
Im Anschluss haben sie persönliche Lösungsansätze entwickelt, was jede*r einzelne und/ oder auch die Schule tun kann, um den Verbrauch von virtuellem Wasser zu reduzieren.
Ergänzt wurde der Workshop am Nachmittag durch die Auseinandersetzung mit einer Reportage über die Turkana (Kenia) und die dort lebenden Nomaden, deren Lebensweise durch den Klimawandel in Gefahr ist. Während dort Trockenheit und Dürre das Überleben der Menschen bedroht, haben andere Länder der Welt mit starken Überschwemmungen zu kämpfen. Die Schüler*innen haben sich mit den Fragen beschäftigt, wie sich die Folgen des Klimawandels auf den Alltag der Familien auswirken und mit welchen Problemen Kinder und Erwachsene zu kämpfen haben.
SDG-Kreativ-Workshop „Tatendrang“
Im Kreativworkshop haben sich die Schüler*innen der Klassen 6r1 und 6r3 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen theoretisch und praktisch auseinandergesetzt. Dabei haben sie Handlungsoptionen im Kreativbereich kennengelernt.
Zum einen haben sie sich mit sechs Kunstobjekten und -skulpturen beschäftigt, die derzeit auf dem Gut Herbigshagen ausgestellt waren. Diese wurden größtenteils aus Wertstoffen hergestellt und stellten beispielhaft unsere weltweiten Probleme dar.
Zuerst haben sie am KiKa-Baumhaus die Skulptur Wasser entdeckt. Hier gab es ein Rohrgeschwurbsel, einen Hydrant und einen Wasserhahn zu sehen, aus dem kein Wasser kommt… Die Infoschilder haben ihnen verraten, dass es hier um das Wasser geht, das in unseren Dingen des täglichen Konsums steckt und wieviel virtuelles Wasser für die Produktion benötigt wurde. Bei der Wanderung über das Gelände sind sie auf die Station „Schnittgut” gestoßen: Überdimensionale Rosenblüten aus Schrott und eine Kettensäge als Sinnbild für all das, was wir weltweit für unseren Konsum anbauen, abschneiden und abholzen. Die Schüler*innen konnten wahrnehmen, welche Auswirkungen das auf die Umwelt hat und wie schlecht die Menschen oftmals dafür bezahlt werden, die diese Arbeit im Globalen Süden verrichten. Direkt daneben gab es die Demutsbank. Hier konnte man ruhen und all dem lauschen, wofür unterschiedliche Menschen dankbar sind. Der Strom kam über ein Solarpaneel. Weiter ging es bis zu einem Teich – da wurde das Thema Plastik im Meer über ein Fischernetz, in dem lauter Plastikmüll drin ist, versinnbildlicht. Und dann steckten in einem Beet noch fünf Blüten aus Holz, die für die SDGs bzw. die 5Ps stehen – People, Planet, Prosperity, Peace und Partnership. Am besten hat den Schüler*innen die Mitmachstation „Wandel-Bar” gefallen. Hier konnte man den Menschen entdecken, der die Welt fairändern kann – in einer Box kam beim Öffnen ein Spiegel zum Vorschein. Sie haben einiges auf die Wände geschrieben, was man tun kann und was sie bereits für globale Gerechtigkeit tun. Jede Station hatte auch einen QR-Code, mit dem man direkt auf die Homepage „sustainable jetzt!” kam.
In einem weiteren Schritt haben sich die Schüler*innen und Schüler selbst kreativ mit den Nachhaltigkeitszielen auseinandergesetzt und eigene Kunstwerke entstehen lassen. Die Schüler*innen konnten sich im Anschluss gut vorstellen, ein SDG-Kunstwerk mal im Fach Kunst oder Werte und Normen für unsere Schule zu bauen – vielleicht als Projekt im nächsten Jahr. Sie fänden es toll, wenn sie dadurch bei ihren Mitschüler*innen Impulse setzen könnten, wie Zukunft sozial und ökologisch gerechter gestaltet werden kann und wie sie dazu beitragen können, damit dies auch in Schule und Alltag hineinwirkt.