Bericht zum Spanienaustausch 2012
Auch 2012 gab es wieder einen Austausch zwischen dem Gymnasium Bad Nenndorf und dem I.E.S. „Medina Albaida“. Der erste Teil des Austausches fand in Deutschland vom 19.-24.04.2012 statt, der Gegenbesuch erfolgte dann vom 03.-09.05.2012 in Saragossa, Spanien.
Dabei konnten wir Schüler nicht nur unsere bisher erworbenen Sprachkenntnisse einsetzen und neue dazugewinnen, sondern erlebten auch eine völlig andere Mentalität trotz der verhältnismäßig geringen Distanz zwischen den beiden Ländern.
03.05.2012 – Ankunft in Saragossa
Am ersten Tag kamen wir nach einem 2-stündigen Flug und 4-stündiger Busfahrt endlich am Ziel an und wurden freundlich von unseren Gastschülern an der Schule empfangen. Nachdem wir alle unser Gepäck in unserem „zu Hause auf Zeit“ abgelegt hatten, schlenderten wir durch die beeindruckend große Stadt und machten erste Erfahrungen mit der spanischen Lebensweise- Abendessen gab es im Normalfall nicht vor 20:30 Uhr.
04.05.2012 – Stadtbesichtigung
Nach einer Begrüßung in der Schule und ein paar Informationen über das Programm des Austauschs, Saragossas Geschichte und die Stadt an sich machten wir uns auf zu einer Stadtbesichtigung – ohne unsere Austauschschüler, denn diese mussten am Unterricht teilnehmen.
Das Wetter ähnelte dabei ziemlich dem in Deutschland… das heißt wolkig, grau, kühl und zwischendurch Nieselregen. Trotzdem haben wir viel von Zaragoza gesehen, zum Beispiel die Innenstadt mit der Basílica De Nuestra Senora del Pilar. Diese Kathedrale hat einen Turm, den wir dann auch besteigen durften. Der Überblick über Saragossa ist dort einfach traumhaft, man kann die ganze Stadt überblicken. Natürlich haben wir uns nicht nur die typischen „Touri-Plätze“ angeschaut, sondern auch einige Parks weiter außerhalb. Saragossa hat nicht so wie zum Beispiel Hannover überall ein paar Bäume verteilt, sondern einige sehr große Parks und dafür innerhalb der Stadt wenig Grün. Einen dieser Parks durften wir besichtigen. Ich denke, man kann ihn durchaus mit den Herrenhäuser Gärten vergleichen.
Am Nachmittag wollten wir eigentlich einen Freizeitpark besuchen, aber da wir scheinbar das deutsche Wetter nach Spanien verschleppt hatten, wurde dieser Ausflug abgesagt. Und natürlich – kaum war der Entschluss gefasst und die Siesta vorbei, wer kam da hinter den Wolken hervor? Richtig, die Sonne. Schade, da war es dann auch zu spät. Das schöne Wetter wurde dann ausgenutzt mit einer zweiten kleinen Stadtführung durch unsere Gastschüler und einen anschließenden Besuch in einem kleinen Café direkt am Fluss Ebro (spanische Cafébesitzer kommen übrigens mit großen Gruppen wesentlich besser klar als Deutsche… nur so nebenbei).
05.05.2012 – Madrid
6:30 Uhr am IES „Medina Albaida“ in Saragossa: Eine etwa vierzigköpfige Gruppe Jugendliche steht da und wartet auf den Bus. Einige sind schon wach, andere schlafen im Stehen und wieder andere geben hervorragende Zombies ab.
6:45 Uhr: Der Bus kommt pünktlich, manche Schüler nicht. Dennoch geht es mit einer für Spanier absolut unerheblichen Verspätung los.
Auf dem Plan steht Madrid, als Hauptstadt von Spanien natürlich ein absolutes Muss beim Austausch. Nach vier Stunden Busfahrt kamen wir dann in Madrid an. Das schöne deutsche Wetter war auch wieder mit von der Partie: immer noch Wind, zwischendurch Regen und die ganze Zeit Kälte. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt, der an einigen Ministerien vorbei in Richtung Plaza Mayor führte, kamen wir an besagtem Platz an. Im Grunde sieht der Plaza aus wie der Innenhof eines Schlosses, nur mit sehr, sehr vielen Straßenkünstlern, die definitiv kreativer waren als die Herden von silbernen und goldenen Menschen in Deutschland. Da saß eine Babypuppe in einem Kinderwagen (nur das Schild „Ich höre auf zu schreien, wenn ich Geld kriege“ fehlte, dementsprechend hat auch der Künstler nicht aufgehört, zu quietschen), zwei klappernde Lametta-Lamas standen herum und mindestens zwei kopflose Leute haben unseren Weg gekreuzt. Neben diesen vielen unterschiedlichen Leuten konnte man aber auch in den kleinen Gassen rund um den Plaza Mayor viel entdecken, als wir dann allein losgezogen sind. Kleine Geschäfte, Mini-Wintergärten auf Balkons und Wäscheleinen, die quer über die Straßen gespannt sind, waren oft zu sehen.
Nach unserer Rückkehr zum Treffpunkt wurden wir leider ziemlich genervt von einer Reihe Männer, die Scherzartikel verkauft haben. Das Schlimmste war, dass sie alle sehr hohe Stimmen hatten (stellt euch das vor wie Helium einatmen, nur, dass sie es als Pulver verkauft haben). Wieder als große Gruppe ging es dann weiter in das Stadtzentrum von Madrid, zum Shoppen, Essen oder was auch immer man in seiner Freizeit so machen wollte. Viele haben sich mehr oder weniger erfolgreich auf Souvenirsuche begeben, bei anderen war doch gleich der erste Zwischenstopp Starbucks.
Als dann endlich die Sonne raus kam und es mit einem Schlag warm wurde, sind wir aber reingegangen, und zwar in das berühmte Kunstmuseum „Prado“. Da mehr oder weniger alte Gemälde von bekannten und weniger bekannten Künstlern nur selten das Hauptinteresse von Schülern in unserem Alter ist, hätten sich viele von uns gewünscht, noch einige Stunden draußen zu verbringen und Madrid bei schönem Wetter zu besichtigen. Das Leben ist hart und wir haben die Zeit im Prado auch so rum bekommen, immer unter dem äußerst wachsamen Blick der Museumsangestellten. Der tödliche Blick war uns noch nie so präsent.
Auf der Rückfahrt fing es dann an, zu schütten. Wir hätten auch gut nach Hause schwimmen können. Aber im Bus war es trocken und im Radio gab’s Fußball, also haben wir das Schwimmen doch gelassen. Und wir waren auf die Minute pünktlich zurück in Zaragoza, wo wir kurz in unser Gastzuhause gegangen sind und gleich anschließend mit der gesamten Gruppe in ein Restaurant.
06.05.2012 – Tag in der Familie
Der Sonntag war für alle Familien und Schüler zur freien Planung gegeben. Bei einer Schülerin feierte die Gastmutter ihren Geburtstag bei Freunden. Andere fuhren beispielsweise in den Zoo oder trafen sich mit weiteren Austauschschülern und gingen zusammen zum Expo-Gelände in Saragossa und in ein großes Shoppingcenter. Ein erster Tag zum Durchatmen und Ausschlafen nach drei erlebnisreichen wie auch anstrengenden Tagen.
07.05.2012 – Ausflug zum „Monasterio de Piedra“
Bevor wir das „Monasterio der Piedra“ besuchten, konnten wir einen ersten Eindruck in das spanische Schulsystem bekommen, da wir in der ersten Stunde am Unterricht teilnehmen durften. Jeder Schüler begleitete dabei individuell seinen Gastschüler.
Danach reisten wir wie gewöhnlich mit dem Bus – diesmal ohne unsere spanischen Austauschschüler – zu einer ca. 2 Stunden entfernten ‚Oase’, wie es uns erklärt wurde. Das „Monasterio de Piedra“, auf Deutsch „Steinernes Kloster“, ist ein altes Zisterzienser-Kloster, gelegen in einem Naturpark, mit Wasserfällen und wunderschöner Natur. Dies war eine willkommene Abwechslung zu der sonst eher trockenen Landschaft Aragoniens.
Nach einer Raubvogelvorführung auf Spanisch machten wir uns zu Fuß auf den Weg durch den Naturpark, in dem wir die Natur und vor allem die Wasserfälle und Bachläufe bestaunen konnten. Danach ging es auf zu einer Führung durch das Kloster, ehe wir mit dem Bus wieder zurück nach Saragossa fuhren.
08.05.2012 – Fahrt zum „Castillo de Loarre“ und Abschiedstag an der Schule
Wieder ohne unsere spanischen Austauschschüler fuhren wir am letzten regnerischen und ziemlich kalten Tag vor der Abreise nach der Teilnahme an einer weiteren Unterrichtsstunde, die extra für uns stattfand, in das ‚Castillo de Loarre’, eine Burg gelegen in der Gemeinde Loarre in der Provinz Huesca. Das Castillo wurde zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert errichtet und ist die am besten erhaltene romanische Burg in ganz Europa. Bekannt ist es vor allem, weil dort die Anfangsszene aus dem Film ‚Königreich der Himmel’ gedreht wurde. Ein spanischer Reiseführer führte uns durch die alte Burg, von welcher aus man einen wunderbaren Blick über die Region rund um Loarre hatte.
Wieder zurück in Zaragoza wurden wir von Sonnenschein und wärmerem Wetter begrüßt, welches gerade richtig für unsere Abschiedsfeier war. Spanier und Deutsche machten sich zusammen einen schönen Abend, mit sportlichen Aktivitäten mit Seilziehen (bei dem wir deutschen Schüler leider den Kürzeren zogen) und einem großen Büffet.
09.05.2012 – Rückfahrt und -flug nach Deutschland
Noch vor Schulbeginn trafen wir uns alle an der Schule, wo der Bus, der uns nach Barcelona bringen sollte, schon wartete.
Schließlich ging es mit vielen Umarmungen, allerlei Versprechungen, dass man sich besuchen kommen kann, auf den Weg. Nach der 4-stündigen Busfahrt und dem zweistündigen Flug kamen die Austauschteilnehmer – zwar kaputt von der Reise, aber mit reichlich schönen Erinnerungen – zu Hause an. Das Abenteuer Rückflug dient übrigens als ganz hervorragendes Beispiel der spanischen Lebenseinstellung/ Pünktlichkeit. Etwa eine Dreiviertelstunde nach der geplanten Abflugzeit ist das Flugzeug zur Startbahn gerollt, dort haben wir dann noch mal auf drei Flieger gewartet bevor wir los durften.
Alles in allem war es ein gelungenes Abenteuer mit Einblicken in eine völlig andere Mentalität, welches sich in jedem Fall weiterempfehlen lässt. Auch wenn die Zeit in Spanien sehr knapp bemessen war und wir alle am nächsten Morgen extrem kaputt in die Schule gingen, werden wir diese Zeit nie vergessen und als ein tolles Erlebnis in Erinnerung behalten.