Erasmus+-Projekttreffen in Warschau

Architektur und Stadtplanung im FOCUS

Im Rahmen unseres Erasmus+ Projekts „Future of Cities and Urban Spaces“, kurz „FOCUS“, fand vom 1. bis 7. März das zweite internationale Projekttreffen statt, nachdem das GBN seinerseits bereits im November 30 Gäste von den drei Partnerschulen empfangen hatte. Ziel war diesmal die polnische Partnerschule Bednarska Szkola Podstawowa – Terytorium Raszynska in Warschau, wo sich ein Team aus neun Schüler*innen und zwei Lehrer*innen des GBN gemeinsam mit Lernenden und Lehrkräften aus Frankreich, Spanien und natürlich Polen mit Fragen der Architektur und Stadtplanung beschäftigte.

Während des Treffens in der polnischen Hauptstadt befassten sich die Schüler*innen mit verschiedenen städtebaulichen Ansätzen und Entwicklungen wie dem sozialistischen Realismus. So besuchten sie u.a. den beeindruckenden Kulturpalast im Warschauer Stadtzentrum. Dieses imposante Bauwerk mit einer Höhe von 237m, das als Geschenk der UdSSR an die Volksrepublik Polen von 1952 bis 1955 errichtet wurde, verkörperte mit seinen zahlreichen – durchweg preisgünstigen – kulturellen Einrichtungen, Restaurants und Bars wie kaum ein anderes das Selbstverständnis des sozialistischen Polen.

Unter dieser Maßgabe entstand auch der Krakauer Stadtteil Nova Huta, den die internationale Gruppe ebenfalls erkundete. Dieser Bezirk entstand nach 1949 in unmittelbarer Nähe des ebenfalls neu errichteten Lenin-Stahlwerks mit seinen zeitweilig mehr als 40.000 Beschäftigten. Das Viertel bot den Arbeitern nicht nur angemessene Wohnungen, sondern galt mit seinen breiten Straßen, zahlreichen Grünanlagen und zahlreichen Theatern, die bis in die 1980er kostenfrei besucht werden konnten, auch als ein Vorzeigeobjekt sozialistischer Stadtplanung. Zugleich konnte man hier auch Einiges über den unmittelbaren Einfluss der Bürger*innen auf die Politik lernen, da die Einwohner dieses Viertels den sozialistischen Machthabern die Genehmigung für einen Kirchenbau abtrotzen und dabei auch vor einem veritablen Aufstand nicht zurückschreckten.

Eine gänzlich andere Entwicklung konnten die Schüler*innen dagegen im Warschauer Stadtteil Praga betrachten, der im Gegensatz zur Innenstadt im Zweiten Weltkrieg nur leicht zerstört wurde und an dem sich heute die widersprüchlichen Auswirkungen der Gentrifizierung ablesen lassen. Eine weitere Herausforderung der Stadtentwicklung konnte das Team dann beim Besuch der Warschauer Umweltschutzbehörde näher studieren, die derzeit u.a. in der Weichsel künstliche Sandinseln aufschütten lässt, um Bodenbrütern ihr angestammtes Habitat zurückzugeben bzw. zu erhalten.

Auf diese Exkursionen, bei denen die Schüler*innen verschiedene Eindrücke sammelten, folgten wie beim vorherigen Treffen in Bad Nenndorf Workshops in englischer Sprache. In vier internationalen Arbeitsgruppen mussten die Lernenden dabei ausgehend von diesen praktischen Beispielen Lösungsansätze gegenwärtiger urbaner Probleme entwickeln. So baute eine Gruppe im Maßstab 1:72 das Aussehen einer Warschauer Straße in drei verschiedenen Epochen nach, während andere Teams auf dieser Grundlage und mithilfe einer Umfrage unter Passanten Vorschläge zur Weiterentwicklung des die Schule umgebenen Stadtviertels ausarbeiteten. Ein weiteres Team erarbeitete hingegen Ideen für eine an den Bedürfnissen der Schüler*innen orientierte und ökologisch sinnvolle Umgestaltung des Schulhofes. 

Am Ende dieser arbeitsreichen Woche kehrten die Schüler*innen und Lehrer*innen erschöpft, aber um zahlreiche Eindrücke und neue Freundschaften reicher nach Nenndorf zurück. Und bereits jetzt freuen sich alle Beteiligten auf das nächste Treffen, das im November in Champagné stattfinden wird.

Weitere Informationen zum Projekt und dem Arbeitstreffen finden Sie auf der Homepage des Projekts eTwinning, auf YouTube und Instagram unter @erasmus_plus_focus.

Niels Koblitz

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