In schöner Regelmäßigkeit verwandelt sich unsere Forumsbühne alle zwei Jahre in ein englisches Theaterhaus, denn das pädagogische Tourneetheater „The White Horse Theatre“ ist wieder einmal zu Besuch. Es werden in der Regel drei unterschiedliche Stücke aufgeführt, welche aktuelle Themen altersgerecht aufgreifen. Für unsere Schülerschaft ist dies immer ein willkommener Anlass, die eigenen Englischkenntnisse zu erproben, denn im Anschluss an die Aufführung findet ein reger Austausch über das zuvor erlebte Stück statt und die Schauspieler beantworten bereitwillig gestellte Fragen.
Am 20.12.2019 war es wieder so weit: Die Truppe, bestehend aus sechs jungen Nachwuchsschauspielern aus dem Vereinigten Königreich, fuhr mit ihrem Tourbus auf dem Schulhof vor unserem Forum vor und lud unter der Führung der Englischlehrerin Andrea Kilper und mit Hilfe einiger fleißiger Schüler früh morgens die zahlreichen großen und kleinen Requisiten aus.
Um acht Uhr ging es dann mit dem Stück „My Cousin Charles“ für den fünften und sechsten Jahrgang los. Darin soll Dottie einen Nachmittag mit ihrem verhassten Cousin Charles verbringen. Nachdem sie beim Fußballspielen das Fenster ihres fiesen Nachbarn zertrümmern, müssen sich Dottie und Charles jedoch zusammenraufen, um nicht aufzufliegen. Und dann geht so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen kann… Die Schülerschaft fieberte erst mit Dotties und schließlich auch mit Charles‘ vergeblichen Versuchen mit, ihre Missgeschicke zu vertuschen. Besonders der Nachbar jedoch, selbsterklärter Kinderhasser und den beiden immer auf der Spur, hatte mit seinem auffälligen schottischen Akzent und seiner schroffen Art die Lacher des Publikums stets auf seiner Seite.
Eine Stunde später sahen sich der siebte und achte Jahrgang das Stück „Success Story“ an, in dem drei Jugendliche in einen überdimensionalen Fernseher und gleichzeitig in die klischeehafte Welt der Arztserie „Love in White Coats“ gesogen werden. Obwohl dort erst scheinbar alles ihren Wünschen entspricht und sie ihre Träume ausleben können, entscheiden sich die drei Jugendlichen zum Schluss doch dagegen, in dieser oberflächlichen Plastikwelt zu leben und dafür, lieber sie selbst zu sein – mit all ihren vermeintlichen Fehlern und Eigenheiten.
In der letzten Vorstellung schauten sich der neunte und zehnte Jahrgang dann das Stück „The Tyrants‘ Kiss“ an, eine aktualisierte Fassung von Shakespeares Drama “Pericles”. Darin begibt sich ein gewisser „Perry“ auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nach Europa. Obwohl er zwei Mal fast ertrinkt, festgenommen wird, seine Familie und sein gesamtes Hab und Gut verliert, verliert er doch nie seinen Mut und seine Hoffnung. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt von dieser teils bedrückenden Parabel auf ein in der Gegenwart verortetes Migrantenschicksal.
Nachdem einige Freiwillige unter Gesprächen mit den Schauspielern und gemeinsam mit Frau Kilper und Frau Fries den Tourbus wieder beladen hatten, durften diese bei einem typisch deutschen Mittagessen im Mehrgenerationenhaus Kräfte für die Heimfahrt tanken.
Und unsere Schülerschaft war sich in den Nachbesprechungen im Unterricht einig: Das “White Horse Theatre” soll schon bald wiederkommen!