Die Klasse 9R1 der Carl-Friedrich-Gauß-Schule hat in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Museum Friedland während einer Projektwoche im Juni eine Gedenktafel für den Friedhof in Friedland erstellt. Als Schule mit Courage/Schule ohne Rassismus sind wir sehr dankbar über die Möglichkeit gewesen, uns mit der Geschichte unserer Gemeinde und den Folgen der Schreckensherrschaft der Nazis zu befassen.
Auf dem Friedhof in Friedland liegen ehemalige Zwangsarbeiter:innen und Geflüchtete, die während des Weltkrieges, bzw. an den Folgen der Flucht nach dem zweiten Weltkrieg ums Leben kamen, begraben. Ihr Schicksal war bis zur Einweihung der Gedenktafel am 16.7.2021 nur sehr wenigen Menschen bekannt.
Der Weg bis zum fertigen Produkt war für die Schüler:innen sehr spannend und anspruchsvoll.
Wir haben an zwei Tagen allgemeine Informationen zur Geschichte um Zwangsarbeit, Flucht und Vertreibung im Museum Friedland gesammelt und bearbeitet, bevor wir an weiteren drei Tagen intensiv am Inhalt der Gedenktafel gearbeitet haben.
Die Schüler:innen haben sich mit dem Schicksal der Menschen, die von Zwangsarbeit, Flucht und Vertreibung allgemein und im speziellen mit dem Schicksal der Menschen, die auf dem Friedhof ruhen, befasst. Einer dieser Menschen ist Stefan Krassowski. Ein ehemaliger Zwangsarbeiter, der bei Gleisarbeiten ums Leben kam und laut damaliger Friedhofsordnung unauffällig, in Ölpapier oder Teerpappe eingewickelt, an einem entlegenen Ort auf dem Friedhof zu begraben war.
Außerdem findet man auf dem Friedhof noch eine weitere Besonderheit. Ein privates Kriegsgrab, das von Familie Klie aufrechterhalten wird.
„Nach der Landung der Amerikaner und Briten in der Normandie befreiten sie Westeuropa von der deutschen Besatzung. Am 8. April 1945 kamen die Amerikaner nach Friedland. Als sie hier eintrafen, feuerten sie Warnschüsse ab, um die Deutschen vor möglichem Widerstand zu warnen. Eine der Granaten schlug vor dem ehemaligen Amtshaus in der Schlossstraße in Friedland ein. Im Hof des Amtshauses hielten sich die Brüder Friedel und Karlheinz Hoffmann mit ihrer Mutter auf. Splitter der Granate trafen und töteten die Brüder, die vier und 12 Jahre alt waren. Die Eltern hatten bereits ihren ältesten Sohn Erich verloren. Er war Wehrmachtssoldat und am 3. Dezember 1944 im Alter von 18 Jahren in den Niederlanden gefallen. Er ist auf der Kriegsgräberstätte in Ysselsteyn beigesetzt.“ Auszug der Gedenktafel.
Auch im gegenüberliegenden Teil des Friedhofs befinden sich weitere unaufgearbeitete Gräber, mit denen wir uns in einer zweiten Projektwoche im kommenden Schuljahr 2022/2022 beschäftigen werden. Auch hier ist die Erstellung einer Gedenktafel das Ziel. Wir freuen uns über die Möglichkeit, weiterhin bei der Aufarbeitung der Folgen von Faschismus und Nationalsozialismus in unserer Gemeinde mitzuwirken.
Tarek Zaibi